Oft werde ich gefragt, ob mein Tag irgendwie mehr Stunden hätte, als der anderer Leute. In Teilzeit bin ich berufstätig als Lehrerin, glücklich verheiratet bin ich auch und zwei kleine Kinder turnen hier auch noch rum. Dazu schreibe ich meine Romane, wobei ich im Schnitt 1-2 Romane pro Jahr veröffentlichen möchte. Hinzu kommt die gesamte Arbeit rund um die Autorentätigkeit wie die Gestaltung der Webseite und das Schreiben neuer Blogbeiträge, Beiträge für meine Social Media Kanäle, Interviews und Buchbesprechungen, Austausch mit Autorenkolleginnen und -kollegen und natürlich meine über alles geliebte Recherche inklusive Reisen. Dann noch der finanzielle Kram. Werbung generieren, schalten, bezahlen. Buchhaltung. Newsletter. Buchmessen…

Onlinebuchmesse
Auch dieses Jahr steht wieder die Teilnahme an der Onlinebuchmesse an

Puh, da kommt wirklich einiges zusammen (und wir Autorinnen und Autoren meckern auch immer wieder darüber, wie viel Arbeit dieser Zweitjob macht). Aber es gibt ein paar Tipps, die ich gerne mit euch teilen möchte, wie ich (also keine Universallösung) Alltag und Autorinnendasein wuppe.

Tipp 1: Ein guter Partner

Ich sage es ganz ehrlich: Ohne meinen Mann gäbe es Jocelyn Garber nicht. Oder sie hätte eine Webseite nach Baukastenprinzip, keinen Newsletter und ihre Beiträge wären seeeeehr dünn gesät. Mein Mann übernimmt den gesamten finanziellen und rechtlichen Kram und ist für die gesamte Technik zuständig. Er gestaltet die Webseite, informiert sich, damit sie aktuell bleibt und alles rechtlich einwandfrei ist. Er setzt die Newsletter und er ist meine Vertretung, wenn ich krank bin oder beruflich zu sehr eingespannt bin (zum Beispiel, wenn Elternsprechtage oder Zeugnisse in meinem Brotjob anstehen). Dann beantwortet er die Emails und sorgt dafür, dass die Werbung und Beiträge geschaltet werden. Für diese bedingungslose Hilfe und Unterstützung bin ich ihm unglaublich dankbar.

Recherche-Reise nach Leipzig im Oktober 2021

Tipp 2: Leidenschaft und Disziplin

Abends arbeite ich. Das heißt ich mache den Schulkram und die Autorenarbeiten. Und das, obwohl ich oft müde, schlecht gelaunt und einfach nur geschafft bin und mich darauf beschränken möchte, vor dem Fernseher Sauerstoff in Kohlenstoffdioxid umzuwandeln- ohne zu denken.

Aber ich behandle das Autorinnensein wie einen zweiten Job. Das heißt, dass ich pünktlich anfange und eine gewisse Arbeit pro Tag erledigen muss. Das heißt, dass ich andere Termine darum herumplane oder die Schreibzeit aufholen muss.

Und das geht nur, weil ich es so gerne mache. Ansonsten würde ich mir wohl selbst nen Vogel zeigen. Aber so lese ich gerne nach der Arbeit noch Recherchequellen, telefoniere in den Abendstunden mit meinen Experten und träume mich in meine Romane. Ich liebe es, meine Wochenenden damit zu verbummeln, auf historischen Märken, in Museen oder auf Schlachtnachstellungen zu verbringen und danach richtig fies nach Lagerfeuer und Schwarzpulverrauch zu müffeln.

Tipp 3: Planung, Planung, Planung

Ich mache mir zu Beginn meiner Arbeit immer Termine, bis wann welcher Schritt erledigt sein muss. Und wann für welche Aufgabe Zeit ist. Inzwischen habe ich bei meinem vierten Roman Abläufe entwickelt, wie ich möglichst ökonomisch arbeite. Wenn ich weiß, dass in der nächsten Zeit viel ansteht oder die Erkältungszeit naht, dann bereite ich Beiträge vor oder baue mir so viel Puffer ein, dass ich nicht in Zeitnot gerate und für meine Kinder auch außer der Reihe jederzeit da sein kann, ohne dass ich einen Abgabetermin im Hinterkopf haben muss. Ich weiß, welche Schritte bei der Veröffentlichung zu bedenken sind und habe Kooperationen mit Coverdesign, Lektorat etc. und weiß, wie diese arbeiten und wie man gut zueinander findet.

Geschichte
Meine „kleine“ Notizbuchsammlung

Tipp 4: Ökonomisch arbeiten

Das war der Tipp, den mir eine ganz liebe Autorenkollegin Julia Stirling gegeben hat (als sie mir über drei Stunden erklärt hat, wie das Marketing bei Amazon funktioniert). Schreibe nicht als Künstlerin, sondern als Geschäftsfrau, deren Zeit Geld ist.

Lieblingsszenen
Mein Debütroman „Als das Schneeglöckchen fliegen lernte“ (2021)

Ich bin nämlich- wahrscheinlich ist das darin geschuldet, dass mich das Thema zu sehr fesselt und dass ich Perfektionistin bin- sehr langsam, wenn es darum geht, endlich ins Schreiben zu kommen. Anfangs saß ich zwischen all meinen Notizbüchern, hatte das Internet offen und habe kaum eine halbe Seite pro Abend zu Papier bekommen, weil ich permanent nachrecherchiert (und mich dann in unwichtigen Details verloren) habe.

Ihr Tipp war, sich eine Deadline für die Recherche zu setzen, und dann immer, wenn mir beim Schreiben auffällt, dass ich ein Detail nicht kenne, eine Lücke zu lassen und sie mit „xyz“ zu markieren, um den Schreibfluss nicht zu unterbrechen. Diese Lücken werden dann in der Nachrecherche bearbeitet (letztes Mal waren es 166 Stück), aber dieses Vorgehen erspart mir ernorm viel Zeit.

Übrigens heißt das auch, dass gegen Schreibblockaden angeschrieben wird, um die Routine nicht zu unterbrechen.

Tipp 5: Mut zum Unperfekten

Und wenn alles daneben geht? Wenn meine Schreibzeiten ausfallen müssen, weil meine Kinder mich brauchen. Oder wenn mein Brotjob mich außer der Reihe mehr fordert… Dann habe ich mir inzwischen angewöhnt, dass es auch okay ist. Dann erscheint der Roman eben einen Monat oder notfalls auch sechs Monate später. Das war bei „Wie der Sturm der Ewigkeit“ auch so. Da war ich den gesamten Herbst so mit Erkältungen gebeutelt, dass der Veröffentlichungstermin eben um drei Monate verschoben werden musste. Deshalb bin ich Selfpublisherin. Die Abgabetermine setze ich mir selbst.

Das ist also mein Weg, wie ich versuche, mir ein zweites Standbein als Autorin aufzubauen und dabei weder meinen Brotjob noch meine wunderbare Familie, die mich so unterstützt, zu vernachlässigen.

Liebe Grüße

berufstätig

Themen:

Allgemein, Autorinnenleben

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