Bonusmaterial - Kakao, Kuchen und Musketen
Episode 0
Die Uniformen der Grande Armée
Himmel, war ich aufgeregt, als es letzten Dezember auf einen ganz besonderen Rechercheausflug ging. Zusammen mit meinem Ehemann, meinem Sohn und einer Handtasche voll Rechercheunterlagen ging es tief ins Bergische Land, um dort ein Mitglied des Deutschen Pelotons kennen zu lernen. Mein Kontakt ist Mitglied beim 8. Infanterieregiment der Grande Armée und stellt bei Schlachtnachstellungen einen Grenadier dar. Wir hatten uns zuvor auf Instagram kennen gelernt und schnell festgestellt, dass uns die Leidenschaft für gute historische Romane und zur Epoche Napoleons verbindet.
Dazu muss ich sagen: die Grenadiere fand ich vorher immer total uninteressant. Die langen Kerle mit den unhandlichen Fellmützen! Die Kavallerie mit den Kürassieren und Husaren fand ich spannend. Aber das sollte sich an diesem Tag ändern…
Es war ein netter Besuch. Es gab für mich extra Kakao und Kuchen, ich durfte Ewigkeiten in den Uniformen stöbern und die Waffen ausprobieren. Und die Eindrücke dieses Tages, der einen Höhepunkt in meiner Arbeit darstellt, möchte ich jetzt mit euch teilen.
Die Uniform der Grenadiere
Hier seht ihr den dunkelblauen Uniformrock eines Grenadiers mit der typisch roten Abzeichenfarbe, das heißt die Ärmelaufschläge, der Kragen und auch die Epauletten sind rot gehalten. Der Kontrast ist wunderschön, finde ich. Was ich nicht gedacht hatte, war, wie schwer dieser Uniformrock war. Das Gewicht des Wollstoffs mit den Epauletten war überraschend und es war ziemlich schwer sich damit zu bewegen, dabei habe ich den Uniformrock nicht einmal angezogen, sondern nur umgelegt.
Eines meiner Lieblingsbilder von diesem Tag- Tschako mit Pistole und Musketenkugeln
Details der Uniform
Die Uniformweste
Die Hose
Die Halsbinde- sie ist auf der einen Seite schwarz auf der anderen Seite weiß- je nachdem ob der Soldat sich im Felde oder im Biwak aufhält
Immer wieder findet sich an der Uniform das Granaten-Symbol- das Zeichen der Grenadiere. Es erinnert an die Zeit, als sie tatsächlich noch mit Handgranaten bewaffnet waren
Die rote Epaulette im Detail
Der Ärmelaufschlag
Mein Lieblingsdetail: die Regimentsnummer auf jedem einzelnen Knopf
Die Kopfbedeckungen
Mehrere Kopfbedeckungen sind für für die Epoche, in der meine Romane spielen (1790-1815) für die Grenadiere charakteristisch. Der Zweispitz, ein steifer Filzhut mit zwei charakteristischen Spitzen, der quer und längs getragen werden konnte, die Bärenfellmütze, ein Prestigezeichen der Grenadiere als Eliteeinheit, und später ab etwa 1807 der Tschako.
Der Zweispitz mit Kokarde
Die Bärenfellmütze
Hier seht ihr die Bärenfellmütze. Natürlich war sie am Ende selten mit echtem Bärenfell überzogen, sondern mit schwarzem oder schwarz eingefärbtem Ziegenfell. Auch hier seht ihr wieder die Granate auf dem Blech.
Auch ein besonderes Detail: die Granate oben auf der Bärenfellmütze. Ich dachte immer das Fell sei durchgängig
Der wunderschöne Tschako mit Behang.
Hier seht ihr den Tschako eines Grenadiers des 8. Regiments. Wieder sind alle Details rot, vorne seht ihr das Tschakoblech mit dem Adler. Gekrönt wird der Tschako mit der Bataillonsscheibe. Dieser Soldat dient im 1. Bataillon. Die goldene Kette ist der Kinnriemen. Für das Foto war er hochgeschnallt worden. Der Schirm des Helms besteht aus Leder, der Rest aus Filzstoff. Wie irgendwie alles an diesen Uniformen war auch der Tschako ziemlich schwer. Kaum vorstellbar, dass die Soldaten darin/darunter noch Dinge transportiert haben.
Die Lagermütze
Kommen wir zur Schlaf- äh… Lagermütze. Die Lagermütze, die wie der Name sagt im Lager und selten aus Bequemlichkeitsgründen auf dem Marsch getragen wurde. Auch hier- wie sollte es anders sein- findet sich die Granate.
Die Schuhe
Die Schnallenschuhe eines einfachen Soldaten
Ich habe immer gedacht, dass alle Soldaten Stiefel trugen. Irrtum. Sie trugen einfache Schnallenschuhe, die Stiefel waren den Offizieren und der Kavallerie vorbehalten.
Gamaschen
Die Waffen
Die Waffen waren dann doch ein Highlight für mich. Die Grenadiere haben Musketen mit glattem Lauf benutzt ( was das bedeutet, erörtere ich einmal wann anders). Schande, ist so eine Muskete schwer! Zusammen mit dem Bajonett hat das DIng zudem eine Länge von über zwei Metern, was es für mich fast unmöglich gemacht hat, das Ding länger als ein paar Sekunden zu heben oder gar anzulegen.
Die Muskete
Die Muskete im Detail mit dem Feuerstein
Die Munitionstasche mit der Regimentsnummer
Der Sabre Briquet
Das Beste, was ich an diesem Tag gesehen habe, war der Sabre Briquet. In das Teil habe ich mich Hals über Kopf verliebt. Ein verkürzter Säbel, der auch ein Zeichen des Elitestatus eines Grenadiers war. Am Heft (Griff) seht ihr die rote Dragonne. Das Besondere: mein Gastgeber besitzt ein Original. Während die übrige Uniform aus Repliken besteht, stammt dieser Säbel aus der Zeit um 1800. Ich durfte ihn mir auch einmal mit dem Säbelriemen überhängen. Am liebsten hätte ich ihn mitgenommen.
Das Bajonett
Hier seht ihr neben dem Sabre das Bajonett, das für den Nahkampf aufgepflanzt wurde. Auch das besitzt mein Gastgeber im Original. Ein ziemlich respekteinflößendes Teil, besonders nachdem mir erklärt wurde, wie damit gekämpft wurde und wie oft man mit den Teilen im Gegner „steckengeblieben“ ist.
Und damit auch klar ist, dass ich tatsächlich selbst da war: hier ein Beweisfoto beim Versuch Sabre Briquet und Bajonett zu mopsen:)
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Herzlichst
Eure Jocelyn