Ohne einen echten Bösewicht geht es in meinen Romanen nicht. Klar gibt es in meinen Romanen auch grundsätzliche antagonistisch wirkende Kräfte, die den Helden das Leben schwer machen, aber im Großen und Ganzen bevorzuge ich es, wenn der Hauptkonflikt zwischen zwei Figuren ausgetragen wird.

Heute nehme ich euch daher einmal mit in meine Planungen. Wie erschafft man einen guten Gegenpart, wo findet man Inspirationen, welche Antagonisten gibt es in meinen Romanen und ich stelle euch bereits den Gegenspieler meiner Helden aus meinem neuen Roman vor (der hat immer noch keinen Titel…)

Was macht meiner Meinung nach einen guten Gegenspieler aus?

In meinen Romanen gibt es immer einen Hauptgegner und zahlreiche kleine Störfeuer, die auch nicht ohne sind, aber immer nur kurz an Intensität zunehmen, um den Hauptkonflikt zu verstärken. Heute soll es aber um den Hauptgegenpart des Helden gehen.

Ich persönlich mag Antagonisten, die nicht auffällig sind. Die auf den ersten Blick normale Leute sind, vielleicht mit ihren Macken, vielleicht sind sie unsympathisch, vielleicht aber auch die nettesten Leute im ganzen Roman. Viel Zeit stecke ich in ihre Motive, bei ihnen ist mir ihre Entwicklung, ihre Ansichten und die Gründe für all diese Dinge. Den Antagonisten muss man meiner Meinung nach am besten von all seinen Figuren verstehen. Superbösewichte, diese eindimensionalen Abziehbilder finde ich schrecklich, aber irgendwie schleichen sie sich in viele Romane noch immer ein.

Besonders gerne habe ich Gegenspieler, bei denen der Leser mitfiebert, ob er nicht doch die Kurve bekommt. Menschen, die man nachvollziehen kann, deren Probleme und Sorgen man mitfühlt. Wo man aber doch am Ende sagt: „Ich verstehe dich, aber du hast für dein Problem die falsche Lösung gefunden.“

Am Allerbesten ist es natürlich, wenn der Antagonist den Leser zu Diskussionen anregt, zum Weiterdenken verleitet. Beispielsweise hätte man nicht etwas tun können, um ihn doch noch auf den richtigen Weg zu bekommen? Das finde ich dann spannend.

Wie erschafft man einen authentischen Gegenspieler?

Bei mir ist der Gegenspieler der Ausgangspunkt meiner kompletten Romanhandlung. Mit ihm beginne ich, seine Figur muss als Erstes im Detail feststehen, damit ich alle anderen Figuren auf ihn anpassen kann. Denn die müssen in der Masse schwächer veranlagt sein, damit der „Bösewicht“ ihnen ordentlich das Leben schwer macht. Auch die Helden meines Romans passe ich auf ihn an. Meist sind sie in einer zentralen Eigenschaft mini-, minimal besser, als der Gegenpart, damit sie am Ende den Triumpf davontragen.

Ich mag dabei vor allen Dingen möglichst menschliche, ja in manchen Facetten sympathische Antagonisten. Figuren, die man in ihrer Entwicklung nachvollziehen kann.

Die „Bösewichte“ aus meinen Romanen (Spoilerwarnung)

In meinen Romanen kommen viele verschiedene Typen von Gegenspielern vor. Da gibt es die gescheiterten Existenzen, wie die Mutter meiner Protagonistin Luise in „Als das Schneeglöckchen fliegen lernte“ oder die Schwester meiner Protagonistin Elisa in „Wie der Sturm im Frühling“, die neidisch auf den Status ihrer älteren Schwester ist. Oder den Ehemann meiner Heldin Tess in „Wie der Sturm der Ewigkeit“, der den Verlust seiner Ehefrau und das Fehlen eines eigenen Kindes kaum ertragen kann.

Da gibt es die psychisch auffälligen, wie den Soziopathen in „Als das Schneeglöckchen fliegen lernte“ oder auch meine neuste Figur Capitaine Jeandin, der narzisstisch veranlagt ist und eindeutlich mit fehlender Impulskontrolle ausgestattet ist.

Bösewichte und Gegenspieler in Romanen

Ein richtiges Ekelpaket- Capitaine Jeandin

Auch in dem Roman, an dem ich im Augenblick arbeite und von dem ich hoffe, dass er im Herbst diesen Jahres erscheint, gibt es einen zentralen Gegenspieler, an dem sich meine Helden messen lassen müssen.

Capitaine A. Jeandin ist der Kommandant meines Helden und eigentlich ein Typ, der erfolgreich sein müsste. Er ist ein guter Anführer, die Soldaten schauen zu ihm auf, weil er selbst im dichtesten Schlachtgetümmel nie die Ruhe verliert. Er entstammt einer guten Familie aus Paris, ist verheiratet und hat zwei Kinder seine Tochter Helene und seinen Sohn Hyacinthe, der die Offiziersschule in Brienne besucht hat und inzwischen als Sous-Lieutenant dient. Er bemalt gerne Zinnfiguren und liest. Ein unauffälliger Kerl.

Aber das Schicksal meint es nicht gut mit ihm. Er wird von seinen Vorgesetzten übergangen und steigt nicht auf. Andere heimsen seinen Erfolg ein. Erst versetzt man ihn ins Depotregiment, dann verstirbt seine Tochter. Seine Ehe schätzt er, aber sie ist lieblos. Zu seinem Sohn hat er keine gute Beziehung, weil der Junge vom Charakter deutlich offener und zugewandter ist als er.

Und so kommt es, dass bei ihm der Verlust der geliebten Tochter alle Sicherungen durchscheppern lässt und er beginnt die Menschen um sich herum zu manipulieren und drangsalieren, wobei er sich immer mehr dort hineinsteigert, weil er merkt, dass er plötzlich Aufmerksamkeit und Respekt bekommt. Je mehr, desto brutaler er vorgeht.

Reale Vorbilder für meine Gegenspieler?

Oft werde ich gefragt, wer mich zu den einzelnen Figuren inspiriert. Zu den Protagonisten komme ich ein anderes Mal, aber es gibt niemals die eine Person, die ich in einem Roman ausschlachte, um ihr eins auszuwischen. Aber ich merke ja im täglichen Umgang mit meinen Mitmenschen, welche Eigenschaften mich persönlich auf die Palme bringen. Und die übernehme ich dann gerne für meine Gegenspieler.

Beispiele wären im Fall von Capitaine Jeandin seine sehr gewählte, akademische Sprache, die durch viele Fremdwörter geprägt ist, seine Akribie beim Bemalen seiner Figuren, seine Fähigkeit andere Leute zu beeindrucken und zu manipulieren und sich aus seinem Umfeld fröhlich mit Geschichten zu versorgen, die er in seine eigenen Geschichten integriert und zu seiner Realität macht, um Menschen zu beeindrucken.

Wenn ich euch damit neugierig machen konnte: HIER findet ihr Leseproben und Buchtrailer!

Liebe Grüße

Bösewicht

Themen:

Antagonist, Als das Schneeglöckchen fliegen lernte, Geschichtsreise, Historischer Roman, Roman

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