Lange Zeit hatte ich überlegt, ob es noch einen dritten Band in der „Sturm-Reihe“ geben sollte. Geplottet war ein möglicher dritter Teil schon vor einer Weile und einzelne Kapitel hatte ich bereits geschrieben, aber nie richtig den Kopf dafür gehabt. Doch vergangenes Wochenende habe ich mich nach längerer Schreibpause endlich einmal daran gemacht und den Roman ein gutes Stück voran gebracht.
Was ist das Besondere an der „Sturm-Reihe“?
Die Romanreihe entstand ursprünglich für ein Autorenprojekt, sprengte aber dann den Rahmen des erlaubten Umfangs, sodass ich entschied, aus dem Wettbewerbsbeitrag einen eigenen Roman zu machen. Dieser kam so gut bei euch Leserinnen und Lesern an, dass im Februar 2022 ein zweiter Teil erschien.
Die Romane sind deutlich weniger gewaltlastig und in der Handlung schnörkelloser als meine großen Wälzer wie „Das Flüstern des Löwenzahns“ oder „Als das Schneeglöckchen fliegen lernte“. Auch der Umfang ist etwas reduzierter, was sie gut als Abend- oder Reiselektüre eignet.
Dem Inhalt liegt immer eine bekannte Sage oder ein Märchen zugrunde, welche in der Epoche der Napoleonischen Kriege auf neue Weise erzählt wird, wobei versucht wird, zauberhafte oder märchenhafte Elemente in die Realwelt zu übertragen. Mein Anspruch dahinter war, alte Erzählstoffe wieder ein wenig zu entstauben und damit ihre Zeitlosigkeit zum Ausdruck zu bringen.
Entdeckst du den Running-Gag?
In allen Romanen der „Sturm-Reihe“ gibt es einen kleinen Running-Gag um eine Nebenfigur, die jedes Mal auftaucht und jedes Mal eines anderen merkwürdigen Todes stirbt. Entdeckst du ihn?
Worum ging es in den ersten beiden Bänden?
Die Romane gehören zwar offiziell zu einer Reihe, können jedoch unabhängig voneinander gelesen werden, da sie keinen gemeinsamen Erzählstrang haben.
Der erste Band „Wie der Sturm im Frühling“ basiert auf der Sage des „Schwanenritters“ Lohengrin, welchen viele von euch gewiss aus der gleichnamigen Oper von Richard Wagner kennen. Inhaltlich ging es um einen französischen Offizier, der im Haus der jungen Bürgerstochter Elisa einquartiert wird. Elisa und der Offizier entdecken rasch ihre Zuneigung zueinander, besonders weil er ihr den Schutz gibt, den sie ohne männliche Verwandte im Haus dringend benötigt. Doch der Offizier handelt nicht uneigennützig und trägt ein dunkles Geheimnis mit sich, das zu einer Prüfung für Elisas Zuneigung wird.
Der zweite Band „Wie der Sturm der Ewigkeit“ hingegen basierte auf meiner Lieblingssage „Tristan und Isolde“ (auch hier gibt es eine wunderschöne Oper zu), wobei ich mich auf die Version von Marie de France konzentriert habe. Die Lüneburgerin Tess findet nach der Schlacht zwischen Franzosen und Russen um ihre geliebte Heimatstadt den Dragoner Nicholas, der trotz seiner Herkunft auf Seiten der Franzosen kämpfen musste und schwer verwundet wurde, und beide verlieben sich Hals über Kopf ineinander. Das Problem ist aber, dass Tess bereits verlobt ist- und zwar mit Nicholas‘ Ziehvater.
Welchen Stoff behandelt der dritte Band?
Dieses Mal habe ich mich für eines meiner Lieblingsmärchen, nämlich für „Die Gänsemagd“ entschieden. Darin geht es um eine Königstochter, die von ihrer Magd dazu gezwungen wird, die Rollen zu tauschen, sodass diese den Verlobten der Königstochter ehelichen kann. Die richtige Königstochter ist von nun an dazu verdammt, Tag ein, Tag aus die Gänse zu hüten und hinaus auf die Weide zu treiben.
Ich fand das Märchen schon immer faszinierend, denn ich habe mich immer gefragt: „Warum sagt die Königstochter denn nichts? Warum lässt die das alles mit sich machen?“ und auch der Königssohn kam mir seltsam passiv in dem Märchen vor, denn es ist der König, sein Vater, der das falsche Spiel der boshaften Magd aufdeckt.
Als Kind selbst blieb mir vor allen Dingen die Brutalität des Märchens in Erinnerung, weshalb ich es damals gar nicht so gern mochte. Da wurde dem armen Pferd Falada, das sprechen konnte und die böse Magd verraten hätte, der Kopf abgeschlagen, da wurde am Ende die falsche Braut in ein mit Nägeln bestücktes Fass gesteckt und von zwei Schimmeln zu Tode geschleift. Ziemlich heftig, fand ich damals. Erst im Studium habe ich das Märchen für mich entdeckt, weil es so viele wunderschöne Interpretationen zulässt.
Jedenfalls habe ich mir dieses Märchen ausgesucht und es in das Jahr 1794 mitgenommen. In diesen Zeitraum fällt die zweite Schlacht um Aldenhoven, der Brand des Stadtschlosses in Düsseldorf und die noch nicht sehr vehementen Versuche der französischen Revolutionstruppen, sich auch auf dem rechten Rheinufer breit zu machen.
Handlungsort ist ein kleiner, auch hier in meiner Heimat schier fast vergessener Siedlungsort namens Schlebuschrath. Früher eine wichtige Siedlung, ging es jedoch im 17. und 18. Jahrhundert rasch bergab, nachdem die Pfarrkirche aus Platzgründen in den Nachbarort verlegt wurde und dieser Ort, der heutige Leverkusener Stadtteil Schlebusch, immer weiter an Größe gewann.
Heute steht dort nur noch eine Handvoll Häuser und ich fand es schon als Kind fürchterlich trostlos dort. Wiederentdeckt habe ich ihn durch Zufall, während einer Unterrichtsreihe in meinem Brotjob, als meine Schüler ein Referat darüber gehalten haben. Diesem Ort wollte ich daraufhin durch meinen Roman neues Leben einhauchen und zeigen, wie der Ort vor über 200 Jahren aussah. Ich hoffe, es ist mir gelungen.
Und wie geht es danach weiter?
Ob es noch weitere Bände geben wird, weiß ich noch nicht. Stoff gibt es zuhauf, wobei ich bereits die Sage von „Hero und Leander“ im Kopf habe, aber fest steht noch nichts. Lasst euch überraschen.
Liebe Grüße