Lanzenreiter?

Jetzt ist es schon über ein halbes Jahr her, seit ich das letzte Mal eine Episode für „Kakao, Kuchen & Musketen“ verfasst habe, doch nach meinem Besuch der Schlachtnachstellung der Völkerschlacht von Leipzig 2023 lag mein Fokus auf der Veröffentlichung meiner aktuellen Romanprojekte und einer umfassenden Recherche. Doch passend zum Erscheinungstermin meines Romans „Die Brücke von Villodrigo“ im Juni 2024 wird es Zeit, euch vorab einmal in die Zeit der Napoleonischen Kriege zu entführen.

Quelle: R.Knötel

Lanzenreiter in den Napoleonischen Kriegen?

Gut, steigen wir also direkt ein. Lanzenreiter in den Napoleonischen Kriegen? Typen mit angespitzten Holzspießen treten gegen Kanonen und Musketen an? Irgendwie passt das nicht zusammen, ja fand ich anfangs auch. Aber ich habe mich nicht in der Epoche geirrt.

Vor einiger Zeit habe ich euch schon einmal davon berichtet, dass das Großherzogtum Berg von Napoleon Bonaparte, damals in seiner Rolle als Kaiser der Franzosen, als Modellstaat nach seinen Vorstellungen gegründet wurde. Anfangs herrschte sein Kumpel und Schwager Joachim Murat als Großherzog über das Land und eben dieser Joachim Murat stellte am 21. Mai 1807 ein Regiment leichter Kavallerie als seine Leibgarde auf.

Anfangs trugen sie den Namen Chevau-légers, das 3. und 4. Escadron wurde 1808 zur Aufstellung eines Regiments Chasseurs á cheval (Jäger zu Pferde) verwendet. Ende 1809 erfolgte dann die Umbenennung in Lanciers de Berg.

Wie sieht so ein Lanzenreiter aus?

Ich muss schon zugeben, dass die Lanzenreiter für mich immer ein wenig antiquiert aussehen, mit ihren Holzspießen. Neben den Lanzen trugen sie den Säbel der leichten Kavallerie und ein Mousqueton. Je nachdem, wie die Einheit gerade bezeichnet wurde, wandelte sich auch ihre Uniform inklusive deren Farben. Von Wollweiß mit amarantroten Kragen, Kopfbedeckung (Tschapka) und Brustrabatten. Nachdem man dann festgestellt hatte, dass Weiß nicht lange doll aussieht, wechselte man im Spanienfeldzug rasch zur Felduniform in Grau und mit dem Wechsel der Bezeichnung in Chasseurs à cheval zu grünen Uniformröcken mit amarantroten Aufschlägen und Abzeichen.

Auch die Pferde trugen die charakteristische amarantrote Farbe in Form ihrer Satteldecke, auf die ein „J“ für Großherzog Joachim aufgestickt war.

Was macht man so als Bergischer Lanzenreiter?

Ob man es glaubt oder nicht, die Lanzenreiter des Großherzogtums waren bekannt und gefürchtet. Mit ihren Lanzen wirkten sie furchteinflößend, wenn sie in hohem Tempo auf den Feind zuritten. Infanteriekarrees, die ansonsten eine recht sichere Nummer gegen angreifende Kavallerie waren, begegneten sie, indem sie mithilfe ihrer langen Lanzen einzelne Soldaten regelrecht herauspickten.

Das 1. Regiment der Lanciers de Berg nahm am Feldzug auf der Iberischen Halbinsel teil, wo sie im Jahr 1812 an den Schlachten bei Majadahonda und Venta del Pozo (Villodrigo) teilnahm . ZUsammen mit dem nachträglich aufgestellten zweiten Regiment folgte die Teilnahme am Russlandfeldzug. Bei der Schlacht an der Beresina wurden die Lanciers beinahe vollständig vernichtet.

Die verbliebenen Reiter, die aus Russland zurückkehrten, nahmen an der Schlacht um Dresden 1813 teil, wonach sie gänzlich aufgerieben wurden. Die kläglichen Reste nahmen dann noch an der Völkerschlacht bei Leipzig im Oktober 1813 teil. Danach wurde die Truppe nicht mehr aufgefüllt.

Chevau-léger

Warum wird es eine Romanreihe über diese Lanzenreiter geben?

Weil ich der Ansicht bin, dass dieser Einheit bisher kaum erinnert wurde. Die französischen Einheiten sind allesamt gut bekannt, die der meisten Rheinbundstaaten ebenfalls. Die Kavallerie des Großherzogtums Berg hingegen ist nahezu unbekannt, obwohl sie aufgrund ihrer Tapferkeit immer wieder lobend erwähnt wurden. Besonders spannend fand ich dabei die Betrachtung, wie es für diese Männer war, für einen fremden Kaiser in den Krieg zu ziehen.

Wie auch die Geschichte der Lanzenreiter sich in drei grobe Abschnitte, Spanienfeldzug, Russlandfeldzug und Feldzug 1813, unterteilen lässt, so wird jeder Roman der Reihe einen meiner drei Helden auf die Schlachtfelder dieser Zeit begleiten. Ich hoffe, ihr seid dabei!

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Episode
Quelle: Jocelyn Garber

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Liebe Grüße

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Quellen:

Ein freundliches Dankeschön an Herrn Kieckers für die Bereitstellung zahlreicher Quellen zum Militär des Großherzogtums Berg.

Knötel, Richard: Uniformenkunde, Lose Blätter zur Geschichte der Entwicklung der militärischen Tracht, Berlin, 1890. Band II, Tafel 44.

http://impereur.blogspot.com/2013/09/chevau-legers-de-grand-duche-de-berg.html (letzter Zugriff: 29. April 2024).

Themen:

Allgemein, Kakao Kuchen und Musketen, Kakao, Kuchen & Musketen

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