Auf der Suche nach einem Coverbild und einer passenden Kapitelzierde

Das Wunderbare am Selfpublishing ist, dass man alle Schritte der Veröffentlichung selbst in der Hand hat. Neben dem Manuskript somit auch die optische Gestaltung eines solchen Romans. Wie sind die Cover meiner Romane eigentlich entstanden und was ist das Problem bei meiner Helden-Suche für mein neues Cover? Und darüber möchte ich euch heute berichten.

Cover und Kapitelzierden

Bei meinem Debütroman bin ich noch ganz chronologisch vorgegangen. Manuskript fertigstellen, dann das Cover in Auftrag geben. Und dann fiel mir ein, dass ich gerne noch eine Kapitelzierde hätte und meine Coverdesignerin musste noch einmal ran. Das kostet Zeit und ich konnte mein Cover erst rund einen Monat vor der Veröffentlichung präsentieren. Das würde ich heute nicht mehr machen. Heute kümmere ich mich parallel darum, denn dann kann ich frühzeitig mit der Werbung beginnen.

Kapitelzierde
Kapitelzierde für „Wie der Sturm der Ewigkeit“

Kapitelzierden

In üblichen historischen Romanen gibt es bis auf zusätzliches Material wie Karten etc. eigentlich keine Illustrationen. Ich finde, dass das auch überhaupt nicht passen würde. Aber mir war es auch von Anfang an wichtig, dass das Buch etwas Besonderes ist. Meine Romane sind durch ihre hohe Seitenzahl im Druck sehr teuer und damit auch preislich nicht annähernd mit Verlagsbüchern selber Länge konkurrenzfähig. Daher wollte ich, dass die Leserinnen und Leser von der ersten Seite an das Gefühl haben, dass sich bis hin zum Buchsatz Gedanken gemacht wurden und diesen Preis rechtfertigen.

Dazu benutze ich Kapitelzierden, die meist ein tragendes Symbol des Romans aufgreifen. In „ALs das Schneeglöckchen fliegen lernte“ ist es natürlich das Schneeglöckchen, das für den charakterlichen Wandel meiner Protagonistin steht. In „Wie der Sturm im Frühling“ ist es eine Feder, die für die Ambivalenz des männlichen Helden steht. In „Wie der Sturm der Ewigkeit“ ist es ein Haselnusszweig, denn dieser ist das Symbol meines männlichen Helden und verweist immer wieder auf die Sage von „Tristan und Isolde“, die die Basis dieses Romans bildet. Für meinen Roman über die Göhrdeschlacht benutze ich als Kapitelzierde einen efeuumrankten Tschako, den meine Coverdesignerin Florin ursprünglich für mein Spanienmanuskript entworfen hatte und welcher nun geringfügig verändert wurde.

Cover

Anfangs war ich überhaupt keine Freundin von diesen üblichen, total verbrauchten Covern, die es bei historischen Romanen wie Sand am Meer gibt. Eine Frau in Öl gemalt oder -seit neustem auch sehr modern- fotografiert, die irgendwie leidend auf eine Szenerie blickt. Oder noch schlimmer: Mann und Frau in Regencymode zweifelhafter Qualität, was aber kaum problematisch ist, weil er Hemd und Weste ohnehin aufgerissen hat und uns seine Bodybuilderbrust präsentiert, während sie wenig damenhaft ihre Oberschenkel präsentiert.

Wobei jedes Cover seine Berechtigung hat. Regency-Romane haben in ihrem Sinne klassische Cover, die perfekt passen und die Stimmung des Romans perfekt wiedergeben. Die üblichen historischen Cover funktionieren ebenfalls seit Jahren, aber ich wollte herausstechen, keine Klischees bedienen und das habe ich meiner allerersten Coverdesignerin auch deutlich gesagt.

Der erste Entwurf meines Covers „Als das Schneeglöckchen fliegen lernte“

Hier seht ihr also den allerersten Entwurf. Mir war das rückblickend viel zu viel Unkraut und da die Designerin ohnehin abgesprungen ist, habe ich mich neu umgesehen und mit Florin von 100covers4you ein wunderschönes Cover entworfen. Eigentlich schwebte mir damals etwas Rosafarbenes vor. Das Problem war aber schon damals, dass sich die Uniformen der französischen Soldaten ganz fies damit beißen.

Der erste (und nicht gewählte) Entwurf für das Cover von „Als das Schneeglöckchen fliegen lernte“

Die Dame, die meiner Protagonistin ein Gesicht gegeben hat, stand schnell fest. Aber mein Held? Irgendwie gab es keine lizenzfreien Fotos von Soldaten der Grande Armée und von Kürassieren schon gar nicht. Nach wochenlanger Suche haben wir dann diesen Kerl gefunden und Florin hat ihn freundlicherweise enthauptet. Mir war es wichtig, dass ich gerade Adrien in der Fantasie meiner Leserinnen und Leser entstehen lasse. Bei Luise war mir das weniger wichtig, aber Adrien ist schließlich auch etwas Besonderes und ich liebe es von Leserinnen zu erfahren, wie er in ihrer Fantasie aussieht. Die Ideen reichen vom eigenen Lebenspartner (so süß) bis hin zu Henry Cavill (was optisch seeeehr dicht an meiner Vorlage dran ist, denn die war Matt Bomer in seiner Rolle in „White Collar“).

Das Cover, das mir gewidmet wurde: „Wie der Sturm im Frühling“

Im Frühling 2021 stellte meine Coverdesignerin ein Cover auf Instagram online, das sie mir wegen der Farbe gewidmet hat. Und es war sooooo wunderschön. Aber zu dem Zeitpunkt habe ich noch am Spanienmanuskript gearbeitet und das hat vorne und hinten nicht gepasst.

Onlinebuchmesse
Cover: Wie der Sturm im Frühling (2021)

Per Zufall musste ich meine Pläne einen Monat später komplett überarbeiten und zu dem Liebesroman, der dann entstand, hat es perfekt gepasst. Es war ein absoluter Glücksgriff für „Wie der Sturm im Frühling“ und ich freue mich über all die positiven Rückmeldungen.

„Wie der Sturm der Ewigkeit“- Ein Reihencover

Und deshalb stand für mich fest, dass alle Romane der „Sturm-Reihe“ dieses Cover erhalten sollen. Nur in unterschiedlichen Farbabstufungen. Damit man sie sofort als Reihe erkennt. „Wie der Sturm der Ewigkeit“ wird fliederfarben, mir schweben aber auch noch Einbände in den Farben „Kirschrot“ und „Schwarz“ vor.

Cover: Wie der Sturm der Ewigkeit (2022)

Germanys Next Top Protagonist?- Das Heldencasting für den Göhrde-Roman

Bei meinem historischen Roman über die Göhrdeschlacht, an dem ich augenblicklich arbeite, schwebt mir allerdings wieder ein deutlich klassischeres Cover vor und im Augenblick sichte ich überall Fotos (zum Glück habe ich inzwischen mehr Quellen, als noch vor einem Jahr beim „Schneeglöckchen“). Neben Plattformen, die sich auf historische Fotos für Webseiten und Cover spezialisiert haben, gibt es ja auch die wundervollen Fotos einiger Fotografen.

Ich wünsche mir eine Schlachtszene mit Mündungsfeuer der Musketen (dafür habe ich schon ein wunderschönes Foto von der diesjährigen Gefechtsdarstellung ausgesucht), und auch eine Dame hat es in die engere Wahl für das Cover geschafft.

Nur wer zickt wieder herum? Der Held. Wieder ist kein passendes Foto zu finden, wobei mir inzwischen wohl mein eigener Perfektionismus im Weg steht. Bei meinem „Schneeglöckchen“ war ich froh, dass ich eine halbwegs französisch aussehende Uniform gefunden hatte. Inzwischen würde mein innerer Monk das nicht mehr zulassen 🙂

Dabei habe ich inzwischen Vorstellungen, als würde ich mir einen neuen Lebenspartner aussuchen (wobei mein Mann bei der Auswahl noch kritischer ist).

Langsam hat es etwas von einer Partnersuche… mit gewissen Parallelen…

Also werden stundenlang Fotos gesichtet. Und ich selbst bin auch ein wenig dankbares Fotomotiv bei meiner miserablen Körperhaltung und daher die Letzte die Kritik übt, aber bislang verlief die Suche nach einem Coverhelden im Sande. Und plötzlich kommt man sich so oberflächlich vor!

Inzwischen castet der halbe Freundeskreis mit, wobei die Männer besonders streng zu sein scheinen. Es geht schließlich um DEN Helden!

Entweder sind mögliche Fotomotive keine einfachen Soldaten (wo kommen plötzlich die ganzen schicken Offiziere her?) oder man bemerkt plötzlich anachronistische Details wie Reißverschlüsse, das Etikett einer Modemarke oder Armbändchen (dann war mein Held vor der Göhrdeschlacht eben auf einem Rock-Konzert, machen coole Grenadiere doch so, oder?). Oder man kennt den Darsteller und weiß, dass man sich den Korb seines Lebens fängt oder an akuten Glühöhrchen stirbt, wenn man fragt.

Das ursprüngliche Foto für mein Cover „Als das Schneeglöckchen fliegen lernte“

Oder man entdeckt plötzlich einen Ehering. Oder er ist aus dem Ausland und niemand kennt seinen Namen, sodass man nach den Rechten für das Foto fragen könnte. Oder er steht krumm in der Reihe wie ein Schluck Rotwein in der Kurve. Oder ihm fehlt durch die Perspektive ein Arm oder Bein.

Oder die Uniformhose (wer zum Henker hat die Teile eigentlich entworfen?) wirft an einer sehr unpassenden Stelle eine Beule (vielleicht verkauft sich der Roman dann besser?). Oder er trägt plötzlich die falsche Kopfbedeckung (diese Bärenfellungetüme) oder er furchtelt komisch mit den Händen herum.

Oder er hat Risse in den Gamaschen oder in der Hose oder hat Flecken auf der Uniform, das ist zwar realistisch, aber fürs Cover soll der Herr doch bitte nicht aussehen, als wäre er auf den Knien hergekrabbelt und hätte beim Essen gekleckert.

Der Traum aller Leserinnen… oder so…

Dann endlich glaubt man, den richtigen Kerl gefunden zu haben. Aufgeregtes Herzklopfen. Das Foto wird den Freundinnen geschickt, damit sie sagen, was sie von ihm halten. Man muss ja eine Meinungsumfrage machen (also fast, als hätte man einen neuen Kerl abgeschleppt). Und auch sie finden ihn sooooo toll.

Man könnte sogar anfragen, ob er sich zutraut, auf dem Cover sein Gesicht zu zeigen. Haltung stimmt, man sieht seine Waffen, die Uniform fällt perfekt, kein Schatten auf dem Gesicht… und dann zoomt man etwas raus- und er trägt er eine gestreifte Überhose, die aussieht, wie eine Schlafanzughose. Und der Spaß fängt wieder von vorne an.

Ob das noch etwas gibt? Oder ob ich beim nächsten Biwak den Grenadier meiner Wahl kurzerhand mit Sack über dem Kopf für neue Fotos entführen muss, wird sich noch zeigen. Ich bin gespannt. Im schlimmsten Fall wird das Cover pink.

Liebe Grüße

Helden

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