Wie organisiere ich meine Recherche?

Okay, ich gebe es zu: Nach einer Recherchereise oder einem Wochenende, an dem ich besonders viel Literatur zur Sichtung zugesandt bekommen habe, quillt mein Schreibtisch manchmal über (der ist ja auch nicht sonderlich groß). Aber was mache ich mit all den Informationen, die ich für einen Roman gesammelt habe? Und wie organisiere ich sie, damit ich beim nächsten Mal nicht wieder ganz am Anfang stehe? Um dieses Thema soll es in diesem Beitrag im „Autoren-Kaffeekränzchen“ gehen.

Ein Patentrezept gibt es natürlich nicht

Heute erzähle ich euch daher, wie ich vorgehe. Vielleicht gibt es einige Dinge, die du auf genau dieselbe Art und Weise machst, manche Sachen sind für dich vielleicht eine gute Anregung und gewiss hast du noch deine ganz eigene Art zu arbeiten, aber das macht wissenschaftliches Arbeiten ja gerade so spannend.

Quellen immer analog und digital ablegen

Viele Quellen liegen mir leider bislang nur als Scans vor, was daran liegt, dass mir die Historiker, mit denen ich zusammenarbeite, die Ergebnisse ihrer Besuche in diversen Archiven zur Verfügung stellen. Und das geht am einfachsten als Scan.

Abgesehen jedoch, dass ich am Computer nicht gut lesen kann, ist es wichtig, diese Scans auch analog zu sichern, um nicht zur gegen technische Defekte gewappnet zu sein, sondern auch flexibel zu sein.

Ordner zu jedem Oberthema

Auf meinem Schreibtisch stehen inzwischen zu jedem Thema Aktenordner. Darin sammle ich alles, was ich zu bestimmten Themen finde, auch wenn es sich um Informationen handelt, die ich aktuell gar nicht brauche. So habe ich beispielsweise einen Ordner, in dem ich Fotos von Uniformen sammle. Einfach, weil mir die gängigen Handbücher zur Uniformkunde nicht ausreichen und ich auf gewisse Details bei der Beschreibung von Figuren in meinen Romanen angewiesen bin. Dasselbe gilt für meine Rechercheergebnisse zur Kleidung von Frauen.

Oder ich sammle von all den Veranstaltungen, auf denen wir waren, die Flyer und Veranstaltungskarten, als optische Stütze, wenn es darum geht, irgendwann einmal die landschaftlichen Gegebenheiten darzustellen zu können. Auch einen Ordner mit „Unnützem Wissen“ habe ich inzwischen angelegt. Sei es, dass ich dort interessante Zeitungsartikel und Informationen ohne größeren Zusammenhang sammle. Wer weiß schon, wann ich einmal einen Bestatter als Mörder auftreten lasse (angeblich sind das die besten Mörder, weil sie die perfekte Möglichkeit haben, wie man eine Leiche verschwinden lassen kann). Ob ich jemals die Information verwende, bei welcher Temperatur Augäpfel zu schmilzen beginnen, oder dass Urin perfekt geeignet ist, um den Lauf einer Muskete in der Schlacht zu reinigen, bezweifle ich allerdings doch.

Mindmaps und Cluster

Ich glaube, da bin ich wirklich noch oldschool unterwegs. So habe ich während meines Universitätsstudiums gelernt, dass ich Informationen am besten verstehe und behalte, wenn ich sie in Form eigener Stichpunkte und Mindmaps aufbereite. So kann ich am besten Zusammenhänge für mich aufdröseln und nebenbei komme ich selbst nach Monaten, in denen ein Thema geruht hat, wieder in die Materie.

Diese Stichpunkte, Mindmaps und Cluster erstelle ich immer handschriftlich in Notizbüchern. Auch die Namen vorhandener Quellen sammle ich auf diese Weise. Das ist, denke ich, Typsache. Ich selbst mag es nicht sonderlich Excel-Listen zu erstellen. Viele andere Autor_innen sortieren die Inhalte von Texten sowie die Namen der Quellen zu Themen aber auf diese Weise.

Bei mir gibt es somit also zu jedem Thema und jedem Roman auch meist noch ein Notizbuch mit den wichtigsten Informationen. So beispielsweise eines zum Russlandfeldzug Napoleons mit der Auflistung er häufigsten Gebrechen, die bei den Soldaten eintraten. Oder ein Notizbuch mit Informationen über den Spanienfeldzug.

Cloud

Da ich oft mit meinem Mann gemeinsam an einem Thema arbeite, haben wir uns seit kurzer Zeit angewöhnt, alle Rechercheergebnisse zudem noch in Ordnern in einer Cloud zu sammeln, um das Hin- und Herschicken von Dokumenten zu vermeiden. Bestimmte Informationen kann ich auf diese Weise auch mit meinen Experten austauschen.

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Ich freue mich immer über Rückmeldungen zu meinen Beiträgen. Kontaktiere mich gerne via E-Mail über letters@jocelyn-garber.de

Liebe Grüße

Kaffeekränzchen

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