Einen historischen Roman beginnen- Aber wie?

Wenn man den passenden historischen Stoff für einen historischen Roman gefunden hat, geht es daran, die Planung des Romans zu beginnen. Doch welche Schritte muss ich dabei beachten? Wie gehe ich nun vor? Dabei soll es bei diesem Beitrag beim „Autoren-Kaffeekränzchen“ gehen.

Die 3 Schritte der Roman-Planung

Wie bei allen anderen Roman-Typen gehören zu der Planung eines Romanprojektes drei Punkte: die Recherche, die Plotentwicklung sowie die Erschaffung von runden, unverwechselbaren Figuren. Bei historischen Romanen ist der Punkt „Recherche“ dabei besonders wichtig und geht den anderen beiden Punkten meist voran. Mit diesem Punkt möchte ich mich zuerst befassen.

Die Recherche- Mehr als nur Bücher wälzen

Ich glaube, wenn Recherche für Romane nur daraus bestünde, Artikel im Internet zu durchforsten und sich in Bibliotheken zwischen meterhohen Bücherregalen zu vergraben, würden deutlich weniger Romane veröffentlicht werden. Es geht nicht allein darum, den historischen Hintergrund im Roman zu beschreiben, sondern darum, den Lesern das Gefühl zu vermitteln, in eine fremde Welt einzutauchen. Das ist in jedem Genre so, doch im Gegensatz zu beispielsweise Kriminalromanen, bei denen man Ermittler etc. befragen und ihre Art zu sprechen, zu denken und zu entscheiden verstehen und annehmen kann, haben wir als Autoren historischer Romane das Gefühl, dass unsere Zeugen schon längst verstummt sind.

Bei meiner Arbeit fokussiere ich mich dabei auf drei Teilbereiche. Ich besuche die Orte, an denen der Roman spielt, lese Augenzeugenberichte und befasse mich mit Sekundärquellen, wobei ich darunter auch den Austausch mit Historikern und anderen Experten fasse.

Welches Ziel verfolge ich mit einer intensiven Recherche?

Recherche dient dazu, dass die Erzählstimme und damit auch der Autor an Verlässlichkeit gewinnt. Nichts ist schlimmer, als wenn ein Leser nach dem Lesen oder dabei feststellt, dass der Autor keine Ahnung von seiner Materie hat.

Beispielsweise habe ich einmal einen wunderschönen Liebesroman gelesen, der in New York, Paris und London spielt. In Paris plante die Protagonistin in den Katakomben eine große Party und die Autorin beschrieb, wie die Figuren während der Party durch nicht autorisierte Nebengänge poltern und immer wieder Knochenstücke unter ihren Highheels bersten. Ich fand den Roman so gut, dass ich meinen Mann auf unserer Hochzeitsreise durch Paris an die Orte des Romans geschleift habe, angefangen vom Ladurée bis hin zu den Katakomben. Ich war maßlos enttäuscht, den man hat schnell gemerkt, dass die Autorin nicht selbst vor Ort war. Selbst unwichtige Details waren vollkommen aus der Luft gegriffen.

Daneben geht es aber auch darum, dass man als Autor den Hintergrund der eigenen Romanhandlung versteht. Sei es, ob es sich um Ereignisse, das Handeln der Figuren oder das Setting des Romans angeht. Schlimm finde ich historische Romane, in denen die Figuren, besonders die weiblichen, viel zu modern agieren oder unsere heutigen Ansichten zu politischen oder moralischen Themen wiedergeben. Anachronismen zerstören die Stimmung eines Romans meist vollständig.

Aber auch Sinneseindrücke, die im Roman wiedergegeben werden, kann man nur durch Recherche genau bestimmen. Denn wie es in einem Biwak riecht, wie sich der Stoff der Uniformen auf der Haut anfühlt oder wie Schwarzpulver schmeckt, weiß man als heutige Person eher selten.

Und als Letztes: Ich weiß, dass viele Details, die ich recherchiere, in die Schublade „überflüssig“ fallen. Sei es, was genau auf den Uniformknöpfen der verschiedenen Einheiten der Grande Armée abgebildet ist, oder welche Fehler man beim Reinigen einer Muskete genau machen kann. Oder ob 1813 ein Schaltjahr, an welchen Tagen Neumond war und auf welches Datum Ostern gefallen ist. Aber ich mag es, wenn solch winzige Details stimmen. Es rundet die Arbeit, für die man so viel Zeit und Mühe investiert hat, ab.

Plane die Recherche

Dennoch kommt es schnell dazu, dass man sich in der Recherche verzettelt oder gar verliert. Manche Autoren und Autorinnen bringen irgendwann keinen Satz mehr zu Papier, weil sie noch immer in die Recherche vertieft sind, denn Recherche kann auch ein super Versteck sein, um sich vor dem Schreiben zu drücken 😉

Daher sollte man sich zu Beginn überlegen, welche Fragen durch die Recherche beantwortet werden sollen und diese Fragen während der Arbeit immer wieder überprüfen, denn vielleicht stellt man fest, dass einige Fakten wichtiger für das Gesamtverständnis sind, andere hingegen zu vernachlässigen sind.

Danach verschaffe ich mir erst einmal einen Überblick über das Gesamtthema und die verfügbare Literatur. Ein guter erster Schritt ist dabei immer noch Wikipedia und die dort aufgelistete Literaturliste. Diese bildet meist ein Grundgerüst zu einem Thema, listet aber auch mögliche Experten (die Autoren dieser Bücher und Artikel) auf. An dieser Liste kann man sich entlanghangeln, schauen, welche Literatur in diesen Büchern angegeben ist, welche Orte für die Handlung relevant sein könnten, erste Kontakte zu Historikern und Journalisten knüpfen. Diese können meist weitere Hinweise geben, welche Texte und welche Schwerpunkte besonders wichtig sind.

Liebe Grüße

Kaffee

Themen:

Autoren-Kaffeekränzchen, Recherche

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