Kampfnamen

Wenn man sich mit dem Leben von Soldaten in vergangenen Epochen beschäftigt, kommt man um ein Phänomen nicht herum: den Kampfnamen oder Nom de Guerre. Wie sie- auch noch heute noch im Reenactment- ausgesucht werden und welche wirklich netten Anekdoten oftmals dahinterstecken, möchte ich euch heute bei „Kakao, Kuchen und Musketen“ erzählen.

Von Stumpf und Stiehl und Bison

Das erste Mal von diesen Kampfnamen habe ich in John Jakes Roman „Die Erben Kains“ gelesen (das ist die Romanvorlage für die Serie „Fackeln im Sturm“. Die beiden Protagonisten George und Orry werden aufgrund ihres Körperbaus „Stumpf“ (klein und bullig) und „Stiehl“ (lang und dünn) von ihren Kameraden in der Militärakademie von West Point gerufen. Orrys Vetter Charles, der wohl eine sehr starke Kopfbehaarung hat und von seinen Kameraden auch einmal kollektiv geschoren wird, wird „Bison“ gerufen.

Foto 1: Soldaten der Grande Armée bei der Gefechtsdarstellung an der Göhrde im September 2021 (Quelle: Andreas Springer)

Welchen Sinn hat das Ganze?

Ein Nom de Guerre bietet eine Identifikationsbasis und gibt auch viel über die Position eines Soldaten in seiner Gruppe preis. Er diente dazu in der Gruppe aufzufallen und unterstrich die Individualität der eigenen Person.

Auch heute tragen einige Soldaten im Reenactment Kampfnamen. Einer meiner Experten hat dabei angemerkt, dass es sich in Deutschland oft eingebürgert hat, dass die Darsteller sich die Namen selbst geben, aber diese dann mit wenigen Ausnahmen oft vergessen werden und keinerlei Bestand haben.

Anders sei das in Belgien oder Frankreich vergeben die Kameraden noch traditionell die Namen aufgrund von Eigenschaften, optischen Besonderheiten oder auch mal anhand des Berufs.

Beispiele gefällig?

Während meiner Recherche habe ich daher schon einige Nom de Guerre kennen gelernt. Manche meiner Kontakte kenne ich gar nicht anders als unter diesem Namen. Manche Namen finde ich so cool, dass man sich zwangsläufig fragt, wie die Person dazu gekommen ist. Hier sind ein paar Beispiele mit ihrer individuellen Anekdote:

Geholfen hat mir bei der Recherche zu diesem Artikel hat mir Grenadier Mon Chi Chi, der seinen Namen erhalten hat, weil die Ehefrau eines Offiziers meinte, dass er genauso aussehen würde. Nachdem sein Offizier ihn dann beim Exerzieren so genannt hat, hatte sich der Name herumgesprochen.

Caporal l’Epaule (Schulter): Weil er nach Aussage seiner Kameraden derjenige ist, der die Gruppe der 8ème zusammenhält und für jeden jederzeit ein offenes Ohr hat.

Grenadier Le Rire (das Lachen): Weil er so ein lautes, einnehmendes Lachen hat

Croix Rouge (rotes Kreuz): Weil der arme Kerl bei seiner ersten Exerzierübung so aufgeregt und von der Hitze und der Anstrengung so gebeutel war, dass er zusammengeklappt ist und von einem Sanitäter versorgt werden musste.

Foto 2: Grenadiere der Grande Armée bei der Gefechtsdarstellung der Schlacht an der Göhrde im September 2021, links Grenadier Mon Chi Chi (Quelle: Andreas Springer)

Le Moustache (Schnauzbart): Weil er einen recht imposanten Schnäuzer hat

Sanglier (Keiler): Weil besagter Soldat bei einem Ausflug an einer Raststätte vergessen wurde und beim Wiedereinsammeln unter einem Schild mit einem Keiler stand.

Le sans nom (ohne Namen): Weil es überhaupt nichts Auffälliges gab

l’Ecossais: Weil seine Familie aus Schottland stammt.

Weitere Namen findet ihr zum Beispiel auf der Webseite der 22. Demibrigade oder auf der Webseite des 8. Infanterieregiments.

Kommen Kampfnamen auch in meinen Romanen vor?

Klar! Ich versuche dabei auch besonders das Ziel der Figur oder ihren inneren Konflikt abzubilden.

In „Wie der Sturm im Frühling“ wird mein Protagonist von seinen Leuten „Le Cygne- der Schwan“ gerufen. Einerseits weil er sehr hellblondes Haar hat, aber auch als Anlehnung an die Bedeutung des Schwans als Tier der Veränderung und Metamorphose, das einerseits Schönheit, aber auch das Böse beinhaltet.

Während meiner Recherche für ein weiteres Manuskript habe ich jetzt erstmals eine ganze Caporalschaft mit zehn Mann mit solchen Kampfnamen ausgerüstet. Der Bösewicht heißt beispielsweise „die Spinne“ und der Held „Trotzt dem Tode“.

Hier kommt der Teil mit der Werbung

Meine Romane kannst du direkt hier herunterladen:

Wie der Sturm im Frühling

Als das Schneeglöckchen fliegen lernte

Fotos: Andreas Springer

Liebe Grüße

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Quellen:

Mein herzlicher Dank geht an dieser Stelle für diverse ausführliche Recherchegespräche an Grenadier Mon Chi Chi

8. Infanterieregiment

22. Demi-Brigade

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