Musketenpatronen und Schießpulver

Zur Zeit der Napoleonischen Kriege gab es noch keine maschinell gefertigten Patronen. Diese wurden per Hand aus Papier, Schwarzpulver und einer Kugel gedreht. Meist wurden diese fertig mit sich geführt, teilweise aber auch von den Soldaten vor Ort selbst hergestellt. Das Gießen von Musketenkugeln am abendlichen Lagerfeuer wie in vielen Filmen zu sehen, kam allerdings ziemlich selten vor.

Soldaten bei der Herstellung von Patronen (Quelle: www.demi-brigade.org)

Das braucht man:

  • Ein Rollholz [mandrins] von 18,95 cm (7 pouces) Länge und 1,52 cm (6 lignespoints) Durchmesser, dessen Ende so ausgehöhlt ist, das man die Kugel hineinstecken kann.
  • Ein Pulvermaß [mesure] aus Kupfer
  • Papier etwa DIN A5, das ausreichend dick ist, aber auch gut gefaltet werden kann

So wird es gemacht:

Zuerst wurde aus einem etwa Din A5 großen Stück Papier, meine Experten benutzen dafür am liebsten Zeitungspapier, weil dieses sich leichter falten lässt, eine solche trapezförmige Bahn ausgeschnitten.

Dann wird die Kugel in die Mulde des Rollholzes gelegt und wickelt das Papier mithilfe des Rollholzes feste darum, sodass es Röhrchen entsteht.

Dieses wurde unten durch Drehen in einer Holzmulde oder Klopfen verschlossen.

Anschließend wurde eine abgewogene Menge Schießpulver eingefüllt. Diese schwankt je nach Musketenmodell und Zweck. Wenn eine Kugel verwendet wird, entspricht die Menge des Schwarzpulvers in ihrem Gewicht etwa der Hälfe des Gewichts der Kugel. Im Reenactment, wo man natürlich keine Kugeln benutzt, wird als Maximalmenge 10g angegeben. Am Ende wird die Patrone durch Umknicken oder Drehen verschlossen.

Wie viele Schuss hatte ein Soldat bei sich?

In seiner Munitionstasche konnte ein Soldat der Napoleonischen Infanterie ca. 30 Schuss bei sich führen. Im Tornister befanden sich 60 weitere Schuss.

Wonach schmeckt Schießpulver?

Das habe ich mich sofort gefragt, als ich gesehen habe, wie die Soldaten die Patronen mit den Zähnen aufgerissen haben und dass das feine Pulver damit unfreiwillig in die Mundwinkel und in den Mund geraten ist. Da das Schießpulver in der damaligen Zusammensetzung in einem bestimmten Mischverhältnis aus Holzkohle, Schwefel und Salpeter besteht, schmeckt es salzig. Das ist auch der Grund, weshalb die Soldaten früher Schießpulver zum Würzen ihrer Speisen zweckentfremdet haben. Modernes Schießpulver ist nicht zum Verzehr geeignet.

Rechtliches und Sicherheitsregeln

Die Anleitung dient der Darstellung des Prozesses einer historischen Patronenherstellung und ist nicht zur generellen Nachahmung empfohlen, sondern nur unter Aufsicht.

Darsteller im Bereich des Reenactment müssen bei Veranstaltungen stets eine Genehmigung nach §39 (Führen von Waffen bei öffentlichen Veranstaltungen und §45 (Schießen außerhalb von Schießstätten) vorlegen und stets bereit halten.

Um Schwarzpulver besitzen und verwenden zu dürfen, werden die Teilnehmer zudem aufgefordert, eine Sprengstofferlaubnis nach §27 Sprengstoffgesetz vorzulegen und bei der Darstellung mitzuführen (Quelle: http://www.franke-privat.de/Sicherheit.html)

Fotoquellen:

Fotos mit freundlicher Genehmigung von Guido Rabe, Frank Herberger-Frevert und www.demi-brigade.org

Liebe Grüße

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