Meine Stärken und Schwächen beim Schreiben

Einige Zeit ist es jetzt her, dass ich etwas zum Thema „Schreiben“ auf meiner Webseite veröffentlicht habe. Aber ihr kennt das: Weihnachten, Silvester und danach versinkt man erst einmal im Arbeitsstress. Dafür erzähle ich euch heute bei meinem „Autoren-Kaffeekränzchen“ etwas zum Thema „Meine Stärken und Schwächen“ beim Schreiben.

Oje, Schwächen habe ich viele…

Starten wir erst einmal mit dem wenig angenehmen Teil: die Schwächen. Auf Instagram und auf den meisten Autoren-Homepages sieht es immer so perfekt aus. Hier ein Autorenvertrag, da wieder ein Cover-Release, da dann eine Buchveröffentlichung. Aber wie viel Arbeit hinter dem Schreiben an sich steckt, wird vielen nicht bewusst. Ebenso wenig, wie viele unterschiedliche Bereiche das Schreiben eines Romanes umfasst.

Plotterei

Und manche liegen mir gar nicht. Da bin ich ehrlich. Das Plotten war anfangs so ein Ding. Ich fand es fürchterlich und als reine Zeitverschwendung einen detaillierten Plan zu entwerfen, wann was im Roman geschieht. Was dazu geführt hat, dass die Überarbeitung meines Debütromans Ewigkeiten gedauert hat, weil ich Handlungsstränge nicht permanent durchgehalten oder sogar abgebrochen habe. Inzwischen habe ich das Plotten allerdings für mich entdeckt, was auch daran liegt, dass ich dies in meinem Schreibprogramm Scrivener einfach und sauber für mich abwickeln kann.

Von Pfirsichbrüsten und pulsierenden Bratwürsten

Beim Schreiben gibt es Szenentypen, die mir sehr liegen, andere wiederum treiben mich jedes Mal in den Wahnsinn und ich schiebe sie immer weiter vor mich hin. Zu Letzteren gehören eindeutig Erotikszenen. Ich habe immer das Gefühl, auf einem sehr schmalen Grat zwischen schnulzigem Nackenbeißer-Kitsch und peinlichen Perversitäten zu balancieren. Es fängt damit an, welche Sprache man benutzt. Eher romantisch-verspielt, dann darf man aber nicht in die üblichen Obstkorbklischees abdriften, in denen man die Körperteile der Beteiligten mit Pfirsichen und Orangen vergleicht.

Oder man drückt sich sehr explizit aus und überschreitet auch einmal die Grenzen, dann habe ich aber immer das Gefühl, dass ich nicht möchte, dass die Leute denken, dass das meine Fantasien sind. Fein ist es dann auch, wenn man vor Augen hat, wer das alles zu lesen bekommt. Da ist der empörte Anruf meiner besten Freundin nach dem Lesen der Blowjob-Szene in „Wie der Sturm im Frühling“ noch harmlos gewesen. Ich halte Erotikszenen daher so knapp wie möglich und verwende sie nur, wenn ich nicht drum herum komme.

Wenn ich die Leute erwische, die die neue deutsche Rechtschreibung verbrochen haben

Ich hasse es auch, das Manuskript zu überarbeiten. Es nervt mich und ich bin ungeduldig und wehleidig. Beim Überarbeiten möchte ich den Roman meist komplett löschen, weil ich plötzlich alles hinterfrage. Aber, obwohl ich Germanistik studiert habe und als Lehrerin viel über Rechtschreibung und Interpunktion weiß, nervt mich die Rechtschreibkontrolle extrem. Gerade, wenn es um Grauzonen der Rechtschreibung oder Schreibungen geht, die keinen Sinn ergeben (diese verflixte Getrennt- und Zusammenschreibung!), muss ich immer wieder nachschlagen oder mir dann doch einmal einen Rat einholen.

Meine größte Schwäche: Marketing

Auch das Marketing, das im weitesten Sinne zum Schreibprozess gehört, liegt mir nicht. Ich mag es nicht, wie ein Marktschreier auf meine Romane aufmerksam zu machen. Das ist mir unangenehm. Ebenso, wie ich generell den Schritt ins Rampenlicht mittels Lesungen und Messen noch scheue. Gleichzeitig scheue ich mich gerade in der aktuellen Situation so viel Geld in die Werbung zu stecken, aus Angst mich zu verspekulieren. Da brauche ich dringend noch Nachhilfe.

Meine Stärken

Meine geliebte Recherche

Meine Stärken… Wer meine Arbeit schon ein bisschen länger verfolgt, kann sich denken, was an dieser Stelle nun kommt: die Recherche!!! Ich liebe die Vorbereitung auf das eigentliche Plotten und Schreiben. Ich liebe es historische Quellen nach besonderen Personenschicksalen zu durchforsten, aus denen sich wunderbare Geschichten entwickeln lassen. Manchmal verzettle ich mich dabei ein wenig, aber das liefert mir dann eben Material für meinen Blog „Kakao, Kuchen und Musketen“.

Im Flow durch Liebes- und Schlachtszenen

Neben meinen verhassten Erotikszenen gibt es bei mir aber auch Szenen, die ich unglaublich gerne schreibe. Szenen, bei denen ich unglaublich schnell in einen Flow-Modus komme und am Ende der Schreibsession überrascht feststelle, dass ich wieder einmal 3000-4000 Worte heruntergeschrieben habe, ohne dass es mich besonders angestrengt hätte.

Besonders gerne schreibe ich Liebesszenen, in denen dem Paar deutlich wird, dass sie füreinander bestimmt sind, aber noch der letzte Funken fehlt, dass sie zueinander finden. Szenen, in denen es auf winzige Details ankommt: eine flüchtige Berührung, ein Blick, ein Lächeln. Wie in der Friedhofsszene meines Romans „Als das Schneeglöckchen fliegen lernte“, bei der die Protagonisten schwer verliebt ineinander sind, aber sich noch nicht wagen, ihre Gefühle einzugestehen. Sie berühren sich nur an den Händen und allein das bringt beide vollkommen durcheinander vor Sehnsucht.

Aber auch Schlachtszenen schreibe ich gern und ich glaube, dass ich es inzwischen ganz gut beherrsche, den Charakter einer Schlacht aufzugreifen, die Schrecken des Krieges aufzuzeigen, aber dabei nicht in Gewaltorgien abzudriften. Was ich daran mag, ist, dass ich alle Erkenntnisse meiner Romane endlich präsentieren und aufbereiten kann, sodass die Leser_innen in diese Welt eintauchen können. Ich hoffe jetzt nur, dass meine Experten das ähnlich sehen und nicht beim Lesen dieser Worte denken „Ach, Honey, bei deinen Schlachtbeschreibungen dreht Napoleon sich im Sarge um…“ (Ted Mosby lässt grüßen).

Figurenentwicklung

Und auch das Plotten sowie die Figurenentwicklung gehört zu meinen Stärken. Anfangs hatte ich das überhaupt nicht auf dem Schirm, aber inzwischen haben mich schon zahlreiche Leser_innen auf meine sehr differenzierte Figurenentwicklung angesprochen, was mich sehr stolz macht. Danke dafür.

Und wie gehe ich mit Schwächen um?

Ich denke, das Wichtigste ist, dass man das Ganze akzeptiert und überlebt, wie man dafür eine gute Lösung findet. Gibt es Arbeitsschritte, die ich gar nicht beherrsche? Wo kann ich mir das Rüstzeug dafür holen? Autorenratgeber? Webinare? Recherche bei genreähnlichen Autor_innen? Beispielsweise lese ich häufig, wie andere Autoren Erotikszenen oder Szenen mit massiver sexueller Gewalt umgesetzt haben. Bei der Vergewaltigungsszene in meinem Debütroman habe ich beispielsweise zuvor ähnliche Szenen bei Iny Lorenz und Diana Gabaldon nachgelesen. Formulierungen und bildhafte Beschreibungen, die ich ohne Gänsehaut oder Würgereiz vertreten kann, notiere ich mir ebenfalls, wenn sie mir irgendwo begegnen.

Oder ist das zu aufwändig und hält mich von den Dingen ab, die ich gerne mache? Kann ich diese Tätigkeiten abgeben oder auf ein Minimum zurückfahren? Wie geht ihr mit Schwächen um? Über Anregungen via E-Mail freue ich mich wie immer sehr.

Liebe Grüße

Schwäche

Themen:

Autoren-Kaffeekränzchen, Allgemein

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