Ein kleiner Kaiser in „Klein-Paris“

In meinem Blog „Kakao, Kuchen und Musketen“ greife ich immer wieder die zentralen historischen Geschehnisse auf, die in meinen Romanen von Bedeutung sind. Heute soll es daher um den viertägigen Besuch von Kaiser Napoleon im November 1811 gehen.

Der Rhein bei Düsseldorf, Januar 2023

Wir in und um Köln sagen immer: „Über Köln lacht die Sonne, über Düsseldorf die ganze Welt“. Düsseldorf ist bei uns mit einem Augenzwinkern gesagt „Feindesland“. Dort sagt man „Helau“ statt „Alaaf“ im Karneval, man trinkt widerliches Altbier statt das wunderbare Kölsch und zum Glück haben die Düsseldorfer das Fußball-Duell gegen Leverkusen und Köln längst drangegeben (behaupte ich jetzt mal). Und warum man dort bei jedem Wetter erst einmal eine Designer-Sonnenbrille aufzieht, ist mir bei jedem Besuch ein Rätsel. Aber genug der Klischees.

Was zum Henker also wollte der Kaiser der Franzosen ausgerechnet in Düsseldorf und warum hat es dieses Ereignis also bis in meinen Roman geschafft? Und was macht so ein Kaiser eigentlich in Düsseldorf?

Düsseldorf als Hauptstadt des Großherzogtums Berg

Im Dezember 1805 endete nach der für Preußen und Russland vernichtend verlaufenen Schlacht bei Austerlitz der Dritte Koalitionskrieg. Napoleon begann, einige der deutschen Staaten zu einem Bündnis unter seiner Leitung zu formen.

Wappen des Großherzogtums Berg

Am 15. März 1806 übergab König Maximilian I. Joseph von Bayern das Herzogtum Berg an Napoleon, der dieses noch am selben Tag zusammen mit dem Herzogtum Kleve unter die Regierung seines Schwagers Joachim Murat stellte. Als Gründungsstaat des Rheinbundes trat das Großherzogtum aus dem Heiligen Römischen Reich aus und bildete mit seiner Hauptstadt Düsseldorf zwischen 1806 und 1813 einen napoleonischen Satellitenstaat.

Nachdem Großherzog Murat 1808 schließlich zum König von Neapel erhoben wurde, regierte Napoleon das Großherzogtum Berg faktisch selbst und plante, es zu einem Modellstaat nach französischem Vorbild auszugestalten.

Innerhalb dieses Satellitenstaates sollte es zu zahlreichen weiträumigen Reformen und Veränderungen in Verwaltung, Wirtschaft und Heer kommen, jedoch wurden diese nur sehr langsam und unzureichend umgesetzt.

Warum war der Kaiser nun in Düsseldorf?

Karte des Großherzogtums mit Verwaltungsgliederung, 1810

Indes litt das Großherzogtum, welches stark industriell geprägt war, besonders unter der Kontinentalsperre und dem damit verbundenen Rückgang der Exporte, aber auch unter den gleichzeitigen Entbehrungen durch Requierungen, Konskriptionen und den Zerstörungen der ewig durchziehenden Heerestruppen der Franzosen und der Verbündeten.

Die anfangs begeistert aufgenommenen Reformen der französischen Revolution wie die Abschaffung der Leibeigenschaft wurden nur unzureichend umgesetzt und schafften eher neue Probleme, als dass sie die Erwartungen der Menschen erfüllten. Die Menschen sahen, wie die jungen Männer, die zu Tausenden eingezogen wurden, Kanonenfutter gleich an der Front in Spanien geopfert wurden. Gerade in der Belagerung von Gerona erlitten die Bergischen Truppen solch verheerende Verluste, die kurz darauf im Russlandfeldzug aufs Grausamste übertroffen werden solltem.

Der Säbel Großherzog Murats im Stadtmuseum Düsseldorf

Gleichzeitig fühlten sich viele Bergische ihrer Traditionen und Identität beraubt, wenn sie sahen, dass die Franzosen die Kirchen und Klöster enteigneten, französische Sitten und deren Sprache mehr und mehr Einzug hielten. Und so begann es in dem noch jungen Großherzogtum zu köcheln. Kaiser Napoleon war natürlich daran gelegen, das Feuer möglichst klein zu halten und Aufstände im Keim zu unterdrücken.

Gerade viele Vertreter der Industrie forderten die vollständige Angliederung an Frankreich. Daher wurde der Besuch des Kaisers in Düsseldorf angekündigt. Ganze vier Tage schickte der Monarch aus eigenen Gnaden sich an in der Hauptstadt des Großherzogtums zu verweilen, um die Probleme mit Vertretern aus Politik und Wirtschaft zu erörtern. Somit ritt der Kaiser also unter großer Anteilnahme und Aufmerksamkeit der Bevölkerung in Düsseldorf ein. Denn wann hat man schon einen echten Kaiser in der Stadt?

J. Petersen: Napoleons Einzug in Düsseldorf 1811

Die Gewerbeausstellung

Um auch Vertreter der Industrie zu Wort kommen zu lassen, ließ der Kaiser eine Gewerbeausstellung in der Alten Kanzlei in Düsseldorf organisieren und ordnete an, dass man die ab 1801 abgebrochene Stadtbefestigung verschönern sollte.

Die Gewerbeausstellung sahen viele Industrielle als ihre Chance, auf ihre Arbeit und ihren Stellenwert für das Großherzogtum aufmerksam zu machen. So ließ beispielsweise der Gladbacher Papierfabrikant Franz Fauth ein Briefpapier mit dem Konterfei und dem kaiserlichen Adler herstellen, welches dem Kaiser als Geschenk überreicht werden sollte.

Die Hoffnungen erfüllten sich nicht. Der Kaiser und seine Gattin schenkten der Gewerbeausstellung nur wenige Minuten ihrer Zeit. Aus dieser Gewerbeausstellung entwickelte sich letztendlich die Messe Düsseldorf.

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In meinem Roman „Von Löwen und Gänseblümchen“ spielt die Gewerbeausstellung eine besondere Rolle

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Liebe Grüße

Muskete

Quellen:

Alle in diesem Beitrag verwendeten Gemälde sind gemeinfrei. Das Urheberrecht der verwendeten Fotografien unterliegt Jocelyn Garber. Jedwede Verwendung, Speicherung und Vervielfältigung ist untersagt.

Themen:

Allgemein, Kakao Kuchen und Musketen, Kakao, Kuchen & Musketen

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