Kopfbedeckungen der Infanterie Teil 1
Vor ein paar Wochen habe ich die beeindruckend ehrliche Rezension einer Leserin erhalten und dabei gemerkt, dass es viele Grundlagen gibt, die ich in meinen Romanen teilweise voraussetze oder nur kurz im Glossar erkläre, die aber so speziell und interessant sind, dass ich sie gerne hier bei „Kakao, Kuchen und Musketen“ einmal detaillierter erklären möchte.
Dazu gehören die Kopfbedeckungen der Infanterie. Das sind allerdings so viele, dass das mehrere Beiträge in diesem Blog füllen wird.
Heute geht es erst einmal um den Tschako, den Casque du Tarleton und die Bärenfellmütze.
Der Tschako
Der Tschako ist meine Lieblingskopfbedeckung, was aber rein optisch begründet ist. Die Teile sind so unbequem 🙂 Aber ich finde, dass sie ziemlich beeindruckend aussehen und für das typische Aussehen der napoleonischen Armee verantwortlich sind. Der Tschako wurde nach und nach von anderen Armeen übernommen.
Ein Tschako hat eine zylindrische oder kanonische Form und besteht aus schwarzem Filz. Der Deckel und der Augenschirm sind aus schwarzem Leder. Interessant ist, dass alle Einheiten der Linie dasselbe Modell trugen, wobei man sie an der Farbe der Tschakobehänge auseinanderhalten kann. Die Grenadiere trugen rot, die Voltigieure grün oder seltener auch gelb und die Füsiliere weiß. Diese dienen u.a. auch der Abwehr von Säbelhieben.
Während der Zeit des Ersten Kaiserreiches wandelte sich das Tschakomodell. Zwischen 1806 bis 1808 eingeführt, war er anfangs nur ca. 17,6 cm hoch und 23 cm breit und wurde noch ohne Kinnriemen (Sturmriemen) getragen.
1808 kam es dann zu einer ersten Veränderung. Bei den Grenadieren und Voltigeuren wurden zur Hervorhebung des Elitestatus (nicht, dass man den schon an den Epauletten, dem Sabre Briquet und anderem Kram auf zwei Kilometer Entfernung gesehen hätte!) seitlich am Tschako v-förmige Stege in rot oder gelb angebracht. Auch einen Kinnriemen erhielt der Tschako nun, um für zusätzlichen Schutz durch Säbelhiebe zu sorgen.
Interessant finde ich dabei vor allen Dingen, die kleinen Details. Die Rosetten der Kinnriemen tragen wieder das Embelm ihrer Einheit: die Granate für die Grenadiere, das Jagdhorn für die Voltigeure und ein Stern für die Füsiliere. Um für etwas Tragekomfort zu sorgen, gab es einen verstellbaren Riemen im Nacken.
1812 wurde auch etwas an der Form des Tschakos geändert. Nun war er 20,2cm hoch und etwa 27,1cm breit. Bei den Grenadieren wurden noch einmal 1,5cm in der Höhe draufgeschlagen. Die hatten nämlich bis 1812 noch meist ihre Bärenfellmützen zur Unterstreichung ihres- ihr wisst was jetzt kommt- Elitestatus getragen und konnten sich nur schwer damit anfreunden, nun dasselbe Modell für alle anderen Soldaten zu tragen.
Beim 1812er Tschako bürgerte es sich zudem ab 1813 zunehmend ein, dass der Tschakobehang bei den Mannschaften nicht mehr getragen wurde. Bei den Offizieren blieb der Behang noch länger. Man(n) muss ja auffallen. Ab 1815 wurde er formell abgeschafft.
Oben auf dem Tschako findet man immer unterschiedliche… ich nenne es jetzt mal Aufsätze. Auch hier spielte es eine Rolle, welcher Einheit man angehörte. So mussten die Grenadiere und Voltigieure die Pompons und Scheiben ( die nennt man übrigens Houppettes) in ihrer Abzeichenfarbe tragen. Meist trug das erste Bataillon der Füsiliere dabei den Pompon, ab dem zweiten Bataillon dann die Houppette. Je nachdem, was der Regimentskommandeur dann schick fand, wurde zudem ein Federstutz (Plumet), die Flamme oder die Carotte aufgesteckt. Also das übliche Chaos.
Auffällig ist auch das Tschakoblech, also das Messingblech, das vorne am Tschako angebracht wurde, um die Regimentsnummer des Inhabers anzuzeigen. Dieses variierte nach Mode und Vorliebe des Regimentskommandeurs. Ab 1810 gab es auch hier eine Reglementierung. Bei Offizieren, die öfters zwischen den Regimentern hin- und hergeschoben wurden, war die Nummer manchmal nur aufgelötet und konnte ausgetauscht werden.
Um den Tschako vor Witterungsverhältnissen und Schmutz zu schützen, gab es schwarze, beigefarbene und in Spanien auch wollweiße Überzüge, die man Couvre-Shako nennt. Dieser besitzt z.T. auch einen Nackenschutz. Die Regimentsnummer wurde dann mit Farbe vorne auf dem Überzug aufgetragen.
Spannend finde ich, dass die Soldaten im Tschako auch ihre Habseligkeiten und Lebensmittel transportiert haben. Es gibt sogar Anekdoten, dass manche von ihnen nur Angriffe der feindlichen Kavallerie überlebt haben, weil der Inhalt des Tschakos die Säbelhiebe abgefangen hat.
Und bevor es zur nächsten Kopfbedeckung weitergeht, habe ich hier noch ein paar Schätzchen aus der Recherche zusammengetragen:
Der Casque du Tarleton
Der Casque du Tarleton bestand aus verstärktem Leder und war mit einem Pelzkamm versehen, der bei den einfach Truppenteilen aus einem Leinenwulst bestehen konnte und somit besonders guten Schutz vor Säbelhieben bot, aber auch recht unbequem, warm und schwer war. Teilweise beschwerten sich die Soldaten, dass der Casque nach längerem Tragen sehr übel roch. Auffällig ist auch das Fell in Leopardenoptik sowie die Kokarde bzw. der Federstutz an der Seite. Der Augenschirm besteht ebenfalls aus Leder.
Der Casque du Tarleton wurde noch während der Revolutionszeit eingeführt und ersetzte den Dreispitz.
Die Bärenfellmütze
Die Bärenfellmütze ist eine der auffälligsten Kopfbedeckungen und wurde von verschiedenen Einheiten der Infanterie getragen. Sie waren eines der Eliteabzeichen der Grenadiere. Eigentlich sollten die Grenadiere dieses Eliteabzeichen ab September 1812 (einige auch schon früher) abgeben und gegen den Tschako austauschen. Abgesehen davon, dass die Grenadiere und ihre Kommandeure das nicht allzu gern gehört haben, war es an weit entfernten Kriegsschauplätzen recht schwierig diese Order umzusetzen, sodass die Bärenfellmützen teilweise parallel zu Zweispitz und Tschako getragen wurden. Hauptsache man hatte überhaupt etwas dabei. Manche Kompanien benutzten die Kopfbedeckungen auch parallel.
Obwohl der Name anderes vermuten lässt, waren die Mützen selten mit echtem Bärenfell überzogen, sondern mit schwarzem oder dunkelbraunem Ziegenfell. Vorne besaßen sie eine Messingplatte mit einer flammenden Granate. Den Augenschirm aus Leder, den man oben auf dem Foto gut erkennen kann, besaß nach heutigem Kenntnisstand allerdings nur das 8. Regiment.
Der Behang war regulär weiß, aber auch hier hatte das 8. Regiment eine Sonderrolle und nutzte einen roten Behang. Der Mützendeckel war mit einem weißen Kreuz auf rotem oder rot-blauem Grund (Konsiliarskreuz) versehen. Seitlich war eine Kokarde angebracht, hinter der sich eine Fassung für den Federstutz befand.
So sah es zumindest bei den Liniengrenadieren aus. Bei den Sappeuren beispielsweise fehlte das Messingblech und auch der Deckel war anders gestaltet.
Und was gibt es beim nächsten Mal:
Puh, das war jetzt schon eine ganze Menge, oder? Aber ich arbeite schon fleißig am nächsten Teil. Denn es gibt ja noch die Lagermützen, die Zweispitze, etwas, das aussieht, wie eine Schlumpfmütze… Seid gespannt!
Ein riesiges Dankeschön!
Ein riesiges Dankeschön geht dabei an Frank Herberger-Frevert, Guido Rabe, Gerolf Triloff, Andreas Springer und Andreas Fischer, die mir Fotos ihrer Schätze zur Verfügung gestellt haben.
Hier kommt der Teil mit der Werbung
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Als das Schneeglöckchen fliegen lernte
Liebe Grüße
Quellen
Haythornthwaite, Philip: Napoleon’s Line Infantry. Westminster 1983. S. 30 (F).
Rousselot, Lucien: Die französische Armee des Ersten Kaiserreichs: Der Text des Tafelwerks in deutscher Sprache. Berlin, 2006. B4f.
www.8eme.de