Feldbrot backen- Eine Backanleitung für „Kanonenkugeln“ und „Türstopper“
Am Wochenende war ich wieder einmal in Sachen praktischer Recherche unterwegs und so habe ich mich noch einmal daran gemacht, Militärbrot zu backen und euch davon hier bei „Kakao, Kuchen und Musketen“ zu berichten, denn schließlich fand ich es interessant auch einmal nachzuvollziehen, wie die übliche Verpflegung eines Soldaten der Grande Armée aussah.
Das Runde muss ins Eckige
Jaja, ich weiß, dass diejenigen, die Ahnung haben, schon allein bei dem Titelbild dieses Beitrags Schnappatmung bekommen haben, denn mein Brot ist eckig und nicht rund. Das Militärbrot in der Zeit der Napoleonischen Epoche, in der meine Romane spielen, nannte sich „Pain de munition“ und hatte einen Durchmesser von ca. 27cm sowie eine Höhe von 8cm. Nach einem gescheiterten Versuch vergangenes Jahr, bei dem eher eine Frisbee rauskam, die beim Werfen auch Panzerglas durchschlagen hätte, habe ich mich dann dieses Mal dazu entschieden das Brot lang und „eckig“ zu backen und der Optik wegen zumindest ein paar Haferflocken drüberzustreuen, denn auch Türstopper können ansprechend aussehen. Oder nicht?
Wie bewahrten die Soldaten ihr Brot auf?
Noch während der Revolutionskriege wurde den Soldaten eine Tagesration von 2 Pfund (978 g) zugesprochen. Befand man sich auf einem Feldzug und brauchte dementsprechend durch die langen Märsche mehr Energie sollten pro Tag 4 weitere Unzen Brot (124 g) an die Soldaten verteilt werden. Ob das funktioniert hat? Ihr ahnt es schon? Eher nicht so. Erst wurde das zusätzliche Brot rationiert, dann konnte es auch sein, dass man stattdessen 18 Unzen (551 g) Zwieback erhielt (und wir sprechen hier nicht von der Wohlfühlvariante mit Schokolade und Kokosraspeln 😁).
Im Laufe der Zeit wurde die Tagesration dann auch noch auf 750 Gramm für das Brot und 550 Gramm für den Zwieback reduziert.
Im Gegensatz zu anderen Armeen gibt es bei der Grande Armèe keinen reglementierten und vorgeschriebenen Brotbeutel. Das Brot passte aufgrund seiner Form gut in das Fach im Tornister. Viele Soldaten brachen das Brot aber und teilten die Ration auf. Einen Teil des Brotes oder Zwiebacks trugen sie an einem Faden um den Hals oder auf den Tornister gebunden. Nur so konnte das Brot eine äußerst geschmackvolle Kruste aus Staub und anderem Dreck erhalten oder der Zwieback eine gewisse Feuchtigkeit ziehen 😋
In einer meiner Quellen, dem Bericht eines Grenadiercapitaines, sein Name war Coignet, gibt es dazu sogar eine Anekdote. So beschreibt er kurz vor dem Aufbruch zu einem längeren Marsch:
„Jeder Mann erhielt Zwieback für mehrere Tage und zwei Paar Schuhe. Ich reihte die Zwiebacks auf eine Schnur und hing sie mir wie einen Rosenkranz um den Hals. “
Und ein wenig später berichtet er, wie sein Trupp bei der Überquerung eines Bergpasses im tiefsten Eis und Schnee Halt machen musste, weil die Schuhe die Strapazen nicht überstanden hatten.
„Man musste einen Augenblick Halt machen, damit wir unsere Schuhe wechseln konnten […] Dabei kauten wir ein Stück Zwieback. Mir blieb aber bald der Bissen im Munde stecken, denn als ich mir die abgenommene Zwiebackschnur wieder um den Hals hängen wollte, entglitt sie meinen Händen und alle meine Zwiebacks purzelten in den Abgrund. Nun hatte ich kein Brot mehr und alle Kameraden um mich her lachten wie verrückt […]“ (siehe Coignet: „Von Marengo bis Waterloo. Memoiren des Capitaine Coignet“. S. 19ff.
So geht es:
Das Militärbrot bestand früher etwa zu drei Vierteln aus Weizenmehl und zu einem Viertel aus Roggenmehl. Ein passendes Rezept findet sich auf der Webseite der 22. Demibrigade. Das unten stehende Rezept ergibt die Ration eines Soldaten für zwei Tage, bzw. einen Abend bei meiner Familie 😁
Man braucht also zum Nachbacken:
- 600g Vollkorn-Weizenmehl
- 240g normales weißes Weizenmehl
- 280g Roggenmehl
- 620ml Wasser
- 4g Salz
Man vermischt die Mehlsorten ordentlich miteinander, trennt etwa 410g Mehl ab und vermischt es mit 200ml Wasser. Das Ganze knetet man fleißig durch und lässt es bei einer Temperatur von etwa 27 Grad Celsius abgedeckt stehen, bis sich das Volumen verdoppelt hat. Das kann schon einige Zeit dauern. Dann vermengt man den Teig mit dem übrigen Wasser, Salz und Mehl, schlägt Luft unter und formt daraus das Brot. Den Teig lässt man dann noch eine halbe Stunde in warmer Umgebung ruhen und bäckt das Brot anschließend ca. 50 Minuten bei 200 Grad bis die Kruste eine schöne goldbraune Farbe hat.
Und das Resultat?
Also nachdem mir das Brot vergangenes Jahr schon arg missglückt ist, war es dieses Mal besser und hat auch nur mittelmäßig bescheiden geschmeckt (man konnte es ohne anschließenden Besuch beim Zahnarzt essen).
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Ein herzliches Dankeschön
Ein riesiges Dankeschön geht dieses Mal an die Herren der 22. Demibrigade, die auf ihrer unfassbar informativen Webseite so viele nützliche Informationen zum Alltagsleben der Soldaten zusammengetragen haben. Das ich eine miserable Bäckerin bin, müsst ihr mir verzeihen.
Liebe Grüße
Quellen
22. Demibrigade: www.demi-brigade.org
Coignet, Jean-Roch: Von Marengo bis Waterloo, Memoiren des Capitaine Coignet, bearbeitet von Georg Rummler, Stuttgart 1910. S. 19ff.