Der Kurzhaarschnitt und die Mode à la grecque

„Victoire fuhr sich über ihre dunklen Locken, die sie nach neuster Mode kurz und fransig wie ein Mann trug. Himmel, so musste Königin Marie Antoinette auf dem Weg zur Hinrichtung ausgesehen haben. Den Nacken blank für die Klinge der Guillotine.“

Mit diesem Zitat führe ich eine der schillerndsten Figuren meiner Romane in „Als das Schneeglöckchen fliegen lernte“ ein- die Schwester des männlichen Helden Adrien. Victoire ist Pariser Bürgerin durch und durch und von den Revolutionsjahren geprägt. Die neuen Freiheiten lebt sie offen aus und damit auch eine teilweise für die damalige Zeit höchst auffällige und von vielen kritisierte oder belächelte Mode. Um die Mode dieser Epoche soll es in diesem Beitrag zu „Kakao, Kuchen und Musketen“ gehen.

Was ist die Mode à la grecque?

Nach der pompösen Zeit des Rokoko und mit dem Ausbruch der Französischen Revolution endete auch die Zeit der ausladenden Kleider mit ihren riesigen Reifröcken und der hohen kunstvoll frisierten und gepuderten Perücken. Während der nachfolgenden Revolutionsjahre war alles, was an die Zeit der Monarchie erinnerte, verpönt und wer in einem solchen Aufzug angetroffen wurde, musste damit rechnen, dass er angezeigt, angeklagt und im schlimmsten Fall enthauptet wurde (ging damals ziemlich fix und kompromisslos).

Auf diese brutale und sehr unruhige Zeit der Revolution und des großen Terrors folgte die Epoche des Directoire, in der das Direktorium an Frankreichs Spitze stand. Man war sich der Errungenschaften der Revolution und der damit verbundenen demokratischen Werte sehr bewusst und stolz darauf. So knüpfte man Verbindungen bis in die Antike, die als rein, friedlich und künstlerisch-musisch bestimmt galt.

Diese Einflüsse der römischen und griechischen zeigten sich in der Kunst, Architektur und auch in der Mode.

Musketen
Kaiserin Joséphine (Gemälde von Gérard, 1801)

Wie sah die Mode aus?

Wie schon in den Jahren zuvor war alles aufgesetzte, künstliche verpönt. Man trug keine Reifröcke, keine Haube, keine Perücke und kein Korsett. Stattdessen weite, fließende Kleider aus leichtem Musselinstoff, mit tiefem Ausschnitt und meist ärmellos. Dazu leichte Schuhe, die über die Waden geschnürt wurden und locker aufgesteckte mit Bändern verzierte Frisuren.

Skandalös durchsichtig

Dachten zumindest manche Betrachter, wenn sie die leichten Kleider der Damen betrachteten. In einigen Karrikaturen wird darauf angespielt, dass man angeblich wirklich alles darunter mit einem Blick erhaschen konnte. Meist trugen die Damen jedoch hautfarbene Trikots darunter.

„Pariser Wintermode für 1800“ (Karikatur von Isaac Cruikshank)

Der Kurzhaarschnitt

Bei den Männern war der Kurzhaarschnitt a la Titus schon lange modern und hielt sich auch bis weit ins 19. Jahrhundert. Dazu wurden die Haare kurz und fransig geschnitten, sodass sie wirr und lockig fielen. Manche Zeitgenossen erinnerte der Haarschnitt, der so unperfekt war, an den Haarschnitt an die Delinquenten, die vor ihrer Hinrichtung die Haare geschnitten bekommen hatten.

Die Frisur an sich geht auf den Schauspieler François Joseph Talma zurück, der sie in einer Theateraufführung 1795 in der Rolle des Kaisers Titus getragen hat.

Bald darauf wurde die Frisur auch bei den Damen populär, galt anfangs aber als „entstellend“ und natürlich als wenig weiblich.

Pierre-Narcisse Guérins Portrait eines jungen Mädchens von 1812

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„Als das Schneeglöckchen fliegen lernte“ (2020)

Liebe Grüße

Kurzhaarschnitt

Quellen:

alle in diesem Beitrag gezeigten Bilder sind gemeinfrei

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