Bad Nenndorf 2023

So… Die Koffer sind ausgepackt, der „Duft“ von Lagerfeuer und Schwarzpulver ist abgewaschen und jetzt komme ich auch dazu, euch ausgiebig vom vergangenen Wochenende in Bad Nenndorf auf den „Lustiken Festtagen“ zu berichten. Davon möchte ich euch in diesem Beitrag von „Kakao, Kuchen und Musketen“ berichten.

Die große Schlacht von Bad Nenndorf? Oder was war da los?

Nein, an ein Gefecht oder eine Schlacht wurde dieses Mal nicht erinnert. Vielmehr stand das Wirken von Napoleons Bruder Jerôme Bonaparte, der als König von Westphalen eingesetzt wurde, im Zentrum der Aufmerksamkeit. Nach drei Anläufen, die wegen Corona und wegen des kurz zuvor ausgebrochenen Ukrainekrieges abgesagt werden mussten, konnten die Festtage im Kurpark von Bad Nenndorf dieses Mal wie geplant stattfinden.

Was gab es zu sehen?

Neben einem Kinderfest gab es für geschichtlich Interessierte einen Markt mit historischem Handwerk, die Kutschfahrt des Königs von Westphalen und das Lager der Soldaten zu sehen.

Auf der Wiese vor dem wunderschönen Schlösschen wurde die Mode um 1806 präsentiert, ein Duell um die Ehre einer Dame gezeigt und erläutert und ein kleines Gefecht abgehalten. Auch eine Vorführung der Artillerie gab es und eine historische Schule gab es, wo man auf Heuballen sitzend eine Unterrichtsstunde besuchen konnte.

Daneben gab es Vorträge zu interessanten Themen wie „Die Pocken in Schaumburg“, „Der napoleonische Handelskrieg in Niedersachsen“ oder „Die Einquartierung von Soldaten“.

Auch ich durfte einen kleinen Stand auf der Promenade vor dem Schlösschen aufbauen und dort meine Romane verkaufen.

Mein Stand mit der wunderschönen Leihgabe eines französischen Zweispitzes des 8. Linienregiments der Infanterie (Danke, lieber Frank)

Meine Highlights

All die netten Personen, die ich treffen oder kennenlernen durfte!

Das Duell im die Ehre

An beiden Tagen des Events wurde auf der Wiese vor dem Schlösschen auf humorvolle Weise ein Duell gezeigt und die Abläufe eines solchen Duells sowie die Funktionsweise der Duellpistolen demonstriert. Nachdem an Tag 1 die Waffen nicht recht funktionierten (was damals tatsächlich nicht selten vorkam) und die edle Dame um die das Duell überhaupt ging, beide Kerle mitgenommen hat, hat an Tag 2 alles reibungslos geklappt. Der Franzose lag erledigt im Gras (zum Glück hatte der Sekundant das ganze Drama schon erahnt und eine Wolldecke untergelegt, damit die feine Kleidung des Herrn Capitaine keine Grasflecken abbekommt) und der Chirurg, der leider nicht mehr helfen konnte, hat den armen Kerl noch ausgeplündert.

Meine Zeltnachbarin Cassandra

Wer meine Blogbeiträge schon etwas länger verfolgt, stellt fest: Es geht meist nur um den militärischen Kram. Besonderheiten im zivilen Leben, besonders das der Damen habe ich bisher sehr stiefmütterlich behandelt. Was hauptsächlich daran lag, dass ich niemanden kannte, der sich damit besonders gut auskennt.

Zum Glück habe ich Cassandra und ihren Mann kennen gelernt, die mir Einblicke in die Mode der damaligen Zeit gewährt haben. Angefangen von der Unterwäsche der Damen, über Tücher bis hin zu Sonnenschirmchen, die speziell für die Fahrt in einer Kutsche konzipiert waren (mit Knick). Aber auch die Mode des Herrn und der Körperpflege war alles dabei. Es war so schön mit beiden zu quatschen und so viel Wissenswertes zu erfahren, dass ich ab und an vergessen habe, an meinen Stand zurückzugehen.

Das Minigefecht

Bei meinem letzten Gefecht in Jena, das ich mir ansehen durfte, habe ich darüber geschimpft, dass man als Zuschauer überhaupt nichts gesehen hat und es schrecklich langweilig war. Man konnte ohne Opernglas die einzelnen Truppen kaum auseinanderhalten und hatte sich gewünscht, dass endlich irgendwer kapituliert.

In Bad Nenndorf war es allein von der Anzahl der Darsteller, aber auch aufgrund der Gegebenheiten des Kurortes und der zur Verfügung stehenden Fläche gar nicht möglich ein richtiges Gefecht abzuhalten. Was aber für die Zuschauer gut war. Man konnte die einzelnen Personen und ihre Uniformen gut sehen, die Moderation war sehr gelungen und da es nicht so viel Hin und Her gab und man von den vielen Eindrücken überfordert war, konnte man sich auch auf die einzelnen Details einlassen. Gerade für Leute, die das erste Mal eine napoleonische Schlacht sehen, war das ein guter Einstieg. Und auch für die vielen anwesenden Kinder war dies eindeutig die bessere Variante.

Der Empfang und Ball des Königs

Zwar gehörte ich nicht zu den geladenen Gästen (einen Einblick gibt es aber HIER in der Zusammenfassung der Schaumburger Rundschau). Dennoch war der Anblick der in der Mode der damaligen Zeit gewandeten Gäste ein fantastischer Anblick. So schöne Kleider!

Die Frage nach der Farbe

Als ich 2021 das erste Mal eine Napoleonische Veranstaltung an der Göhrde besucht habe, fielen mir beid der King’s German Legion die hellblauen Wasserflaschen ins Auge und ich hatte meine Experten von der französischen Armee gefragt, wieso man sich ausgerechnet für dieses Babyblau entschieden hatte. Da keiner die Antwort wusste, wurde kurzerhand die grüne KGL herangewunken, die gerade vom Gefechtsfeld kam, ich bin vor Scham beinahe im Boden versunken (daher habe ich mir auch nicht gemerkt, wer gefragt wurde) und die Frage wurde einem der Soldaten gestellt.

Feldflasche (Quelle: KGL)

Der Arme hat große Augen gemacht und wusste die Antwort auch nicht. Alles, worin Wasser transportiert worden sei, wäre bei ihnen blau. Aber warum man sich bewusst für diese Farbe entschieden habe, ob Blau einen praktischen Nutzen auf dem Schlachtfeld hatte, wusste er nicht. Seitdem hatte ich die Frage schon abgehakt, aber beim Anblick der Feldflaschen fiel sie meinem Mann wieder ein und der fragte einen der Soldaten der grünen KGL. Am Ende stellte sich heraus, dass es derselbe Soldat war. Also: Beim dritten Mal, wenn ich frage, gibt es einen Schnaps von mir und hoffentlich eine Antwort auf die Frage. 😋

Ein großes Dankeschön

Abschließend möchte ich mich recht herzlich für diese Einladung und die damit verbundene Chance einschließlich der tollen Organisation bei der Unterbringung bei Herrn Lars Walther von der King’s German Legion bedanken (das sind auf den Fotos die Kerle in der dunkelgrünen Uniform).

Mein Kompliment auch für die gesamte Organisation. Abgesehen davon, dass die Location wunderschön war, war alles super organisiert. Man hatte immer einen guten Ansprechpartner, das Programm, das überall zu finden war, hatte ein tolle und passendes Design. Man hat gemerkt, wie viel Mühe hinter allem steckt.

Und ein Rüffel

Die Veranstaltung war, wie ich oben bereits erwähnt habe, wunderbar dafür gemacht, die Leute auf dieses Hobby überhaupt erst aufmerksam zu machen. Während die üblichen Gefechte viele Leute oft abschrecken oder von vielen nicht richtig interpretiert werden, konnte man in Bad Nenndorf mit den Leuten gut ins Gespräch kommen. Und bei einem Hobby wie dem Napoleonischen Reenactment, das langsam aber sicher ausstirbt, ist so eine Veranstaltung wichtig.

Daher wäre die Anwesenheit von mehr Darstellern der Franzosen (die Veranstaltung in Großgörschen kommende Woche ist keine Ausrede, meine Herren!) schön gewesen. Ihr habt nämlich die prächtigsten und damit sehenswertesten Uniformen und macht viel Eindruck.

In dem Sinne… zurück in den Alltag!

Liebe Grüße

Musketen

Themen:

Kakao Kuchen und Musketen, Kakao, Kuchen & Musketen

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