Das Kaiserliche Haar und Empire Fotoshop

Die besten Inspirationen für meinen Blog „Kakao, Kuchen und Musketen“ liefert- wie ich finde- immer der Instagram-Account von Martin Lancaster, der neben taktischem und organisatorischem Wissen über die Grande Armée auch immer nette kleine Anekdoten veröffentlicht, sodass ich ganz gerne bei ihm stöbere. Nur für den Fall, dass Günter Jauch irgendwann einmal eine Frage zur Haarmode im Empire oder zur Frisur von Zar Alexander I von Russland bei den Friedensverhandlungen in Tilsit 1807 stellt- oder so…

Nachdem ich euch während der Onlinebuchmesse schon einen kleinen Einblick in die etwas skurille Frisurenmode der Damen gegeben habe, geht es heute um die Frisur von Kaiser Napoleon und warum die Idee von Fotoshop gar nicht so neu ist…

In aller Kürze: die Frisurenmode des Rokoko

Ich glaube, jeder kennt die Frisurenungetüme der Damen und die steifen gepuderten Perücken, die die Frankreich bis zum Ausbruch der Französischen Revolution in der Oberschicht modern waren. Mit Kissen, künstlichen Haarteilen, Tüchern, Federn und was man sonst noch so gefunden hat, wurden die Frisuren zu kleinen Kunstwerken und gerade die Damen konnten mit diesen extravaganten Aufbauten einige Zentimeter dazugewinnen.

Quelle: http://www.marquise.de/de/1700/howto/frisuren/frisuren.shtml

Ich will nicht wissen, was die Damen für Nackenschmerzen gehabt haben müssen, um das auch nur für kurze Zeit zu tragen. Und auch geruchstechnisch dürften die gepuderten und parfümierten Perücken und der sehr sparsame Gebrauch von Wasser „gewöhnungsbedürftig“ gewesen sein.

Natürlich sind diese „Turmfrisuren“ eine besondere Ausprägung der Mode, die meiner Meinung nach zu viel Raum gegeben wird. So entsteht rasch der Eindruck der Großteil der Damen und Herren sei derart aufgeplustert herumgelaufen. Nein, die Mehrheit der Frauen trug eine eher schlichte, praktische Haarmode.

Und nach der Revolution?

Nach der kurzen Phase der Revolutionsmode wurde es dann aber auch für gesellschaftliche Elite deutlich schlichter, auch auf dem Kopf der Damen und Herren. Man trug das Haar natürlich und ungepudert. Während die Damen ihr Haar locker aufsteckten, trugen die Männer es nach antikem Vorbild gerne kurz und in die Stirn gekämmt.

Mein Debütroman „Als das Schneeglöckchen fliegen lernte“ (2020)

Alles an ihm wirkte gepflegt und kostbar, selbst auf diesem staubigen Hof inmitten all der verschwitzten Leute schien der Schmutz nicht an ihm haften zu wollen. Sein Hemd und seine Weste waren blütenweiß, ebenso wie die Halsbinde, die schmerzhaft eng erschien. Seine schwarzen Stiefel, die ihm bis zu den Knien reichten, glänzten, ebenso sein dunkelbraunes, fast schwarzes Haar, das er- und das war wohl das Auffälligste- kurz, ungepudert und ins Gesicht gekämmt trug. Auch trug er neumodische lange Hosen. Vater hätte ihn gewiss verächtlich einen „Stutzer“ genannt.

Jocelyn Garber: Als das Schneeglöckchen fliegen lernte. Norderstedt, 2020

Mit diesem Zitat führe ich meinen Protagonisten Adrien in meinem Roman „Als das Schneeglöckchen fliegen lernte“ ein und versuche damit die Herrenmode dieser Zeit abzubilden, die gerade in den ländlichen Gegenden noch auf recht viel Unverständnis stieß.

In der Armee hielt sich die alte Mode ein wenig länger. Man trug sein Haar lang, gepudert und zum Zopf gebunden. Das änderte sich mit der Jahrhundertwende. Im Stil römischer Feldherren trug nun auch Napoleon sein Haar kurz und wurde damit auch zum modischen Vorbild für andere Männer- natürlich auch für seine Kollegen auf den anderen europäischen Thronen.

Kaiserliche Eitelkeit

Sehr amüsant finde ich hierbei das unten stehende Gemälde, das Zar Alexander I von Russland und Kaiser Napoleon in Tilsit zeigt. Auf dem ursprünglichen Gemälde trägt der Zar sein Haar noch nach der alten Mode. In der veränderten Form ein wenig später hat man seine Haare der Mode angepasst (man darf ja nicht rückständig erscheinen).

Und auch der König von Preußen war dann mal beim Friseur…

Ich glaube, die Überschrift sagt dann schon alles… Auch andere Fürstenhäuser übernahmen die neue Mode, der preußische König Friedrich Wilhelm III ließ sich aber besonders viel Zeit. Eine Münze von 1809 zeigt ihn noch mit gepudertem Zopf. Dann aber erscheint er nur noch mit Kurzhaarfrisur. Aber wie es so ist, man kann es keinem recht machen, direkt bekommt man unterstellt, die radikale Veränderung nur aus PR-Gründen durchgeführt zu haben, um während der Befreiungskriege gegen Napoleon die Bevölkerung auf seine Seite zu ziehen. Ob es stimmt? Das wussten nur der König und seine Minister.

Hier kommt der Teil mit der Werbung

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Als das Schneeglöckchen fliegen lernte

Wie die Sturm im Frühling

Liebe Grüße

Musketen

Quellen

alle Gemälde sind gemeinfrei

  • Christian Janecke: Tragbare Stürme. Von spurtenden Haaren und Windstoßfrisuren. Marburg 2003,
  • Maria Jedding-Gesterling und Rolf Hurschmann (Hrsg.): Die Frisur. Eine Kulturgeschichte der Haarmode von der Antike bis zur Gegenwart. Veranschaulicht an Kunstobjekten der Sammlung Schwarzkopf und internationaler Museen. München 1988.
  • Marian I. Doyle: An illustrated history of hairstyles 1830–1930. Atglen, 2003.
  • Geraldine Biddle-Perry: A cultural history of hair. 6 Bände, London u. a., 2019 (Aufsatzsammlung)
  • http://www.marquise.de/de/1700/howto/frisuren/frisuren.shtml (letzter Zugriff: 10.12.2021)

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