Die beiden Protagonisten und den Antagonisten meines Romans „Das Flüstern des Löwenzahns“, der im kommenden Herbst erscheint, habe ich euch bereits in vorausgegangenen Blogbeiträgen vorgestellt. Heute soll es um nicht weniger wichtige Figuren gehen- die Nebenfiguren. Und ich kann euch bereits sagen, dass es einige von ihnen in weitere Romane von mir schaffen werden. Ich hoffe, ihr schließt sie ebenso ins Herz wie ich.

Warum gute Nebenfiguren wichtig sind

Eine gute Handlung bleibt dennoch irgendwie künstlich, wenn um sie herum nicht kleinere Handlungsstränge verlaufen, die die Geschichte „dichter“ werden lassen. Das können kleine Nebenkonflikte sein, die der Protagonist ausfechten muss, oder aber auch kleine Geschichten rund um die Nebenfigur, die zum Gesamtkonflikt beitragen.

Eine gute Nebenfigur bietet meiner Meinung nach auch mehr Spielraum für einen Schriftsteller, da man dort viel experimenteller sein kann, als beispielsweise bei den Protagonisten, wo der Leser doch einige Vorstellungen hat, wie diese Figuren aussehen und wirken sollen (zumindest in meinem Genre). Nebenfiguren können hingegen herrlich skurill, pedantisch oder zum Haare raufen sein. Man kann sich richtig austoben.

Die Soldaten

Kommen wir erst einmal zu den feinen Herren in Uniform. Die sind schließlich elementarer Bestandteil dieses Romans. Da mein Protagonist Grenadier in der Grande Armée ist, sind auch seine Freunde allesamt Grenadiere. Meist habe ich mich auf die einfachen Soldaten und die unteren Unteroffiziersränge beschränkt, da es mir wichtig war, genau ihr Leben einzufangen- Offiziersromane gibt es schon genug und das nächste Mal gibt es bei mir auch wieder einen.

Die Kumpels des Protagonisten

Von denen hat er einige. So viele, dass ich wegen der französischen Namen und der ganzen Kampfnamen zu Beginn des Schreibprozesses einen Spicker neben mir liegen hatte. Einige sind an real existierende Personen vage angelehnt. Aber auch so finde ich einige von diesen Kerlen inzwischen so charmant, dass sie mir richtig ans Herz gewachsen sind.

Ja, das ist die komplett falsche Einheit, aber ich fand das Foto ziemlich cool (Quelle: Instagram)

Da gibt es Moustache, der einen imposanten Schnauzbart hat (daher der Kampfname) und der trotz seiner sehr geringen Körpergröße Grenadier geworden ist und stolz darauf ist, der „kleinste Grenadier des Kaisers“ zu sein. Dabei gerät er wegen seiner großen Klappe immer wieder in Auseinandersetzungen mit seinen Kameraden und schlägt sich ausgesprochen gern. Moustache redet immer von sich in der dritten Person („Dem kleinen Moustache gefällt das gar nicht…“) und ist damit die schrägste, aber meiner Meinung nach herzlichste Nebenfigur.

Der andere beste Freund des Protagonisten ist André. Er ist recht still, etwas verschroben, raucht gerne Pfeife, liebt seine geblümte Uniformweste und weigert sich seinen Zweispitz gegen einen Tschako einzutauschen, weil das einfach viel bequemer ist. Wenn Moustache wieder einen seiner Boxkämpfe austrägt, ist er es, der sich recht findig um das Wettgeschäft gekümmert. Obwohl der Kerl harmlos erscheint, hat er ein dunkles Geheimnis, das ihm noch zum Verhängnis wird.

Der dritte im Bunde ist der Koch der kleinen Soldatengruppe, ein Mann namens Guy Beaublet, dessen Vater ein Wirtshaus geführt hat. Allerdings kann Beaublet nicht wirklich gut kochen, wobei keiner seiner Kameraden es übers Herz bringt, ihm den Kochlöffel abzunehmen. Seine Figur mag ich, weil sie immer wieder für einen Schmunzler am Rande sorgt. Mal lässt er Zwiebeln anbrennen (eigentlich riecht es immer verbrannt, wenn er in der Nähe ist), mal löscht er das Essen mit zu viel Wein ab, mal kippt er Schwarzpulver in die Suppe, damit das Ganze etwas Geschmack hat.

Die Unteroffiziere

Davon gibt es auch drei, die ich euch einmal genauer vorstellen möchte.

Die wichtigste Nebenfigur unter den Unteroffizieren ist sicher Sous-Lieutenant Hyacinthe Jeandin, der einzige Sohn des Antagonisten. Er hat im Gegensatz zu seinem Vater in Brienne an der Militärakademie sein Handwerk gelernt und ist ein höflicher, schüchterner und sehr zugewandter Zeitgenosse, der nebenbei recht gut aussieht. Da er mit dem Geplänkel seiner Mit-Offiziere nicht viel anfangen kann, hält er sich am liebsten bei seinen Leuten auf (was auch daran liegt, dass er ein Auge auf eine der Vivandieres geworfen hat).

Daneben gibt es noch Sergent Bras Fort. Er ist so etwas wie der Vater der Truppe, kriegserfahren und immer mit einem offenen Ohr für die teilweise noch sehr jungen Soldaten, die unter ihm dienen.

Und als Letztes ist hier noch Caporal Veròve zu nennen. Er ist der direkte Vorgesetzte meines Protagonisten Emile und eine absolute Fehlbesetzung. Er ist unsicher, holt sich vor jeder Entscheidung bei Emile Rat, ist hauptsächlich mit seinem Aussehen beschäftigt und recht wehleidig und immer der Erste, der bei der kleinsten Schramme ins Lazarett flitzt, sodass sich jeder fragt, wieso ausgerechnet dieser Kerl der Anführer der Soldatengruppe ist.

Die Vivandieres

Dann kommen wir zu den Damen. Was genau eine Vivandiere ist, erkläre ich euch in den nächsten Wochen einmal ausführlich als Beitrag zu „Kakao, Kuchen und Musketen“. Jetzt einmal gaaaaaaaanz einfach ausgedrückt: Vivandieres versorgten die Soldaten mit all dem Kram, den der Staat nicht zur Verfügung stellte. Zum Beispiel Kämme, Haar- und Zahnpulver, Bleichpaste für Flecke auf der Uniform und so weiter. Manche der Damen haben sich ein richtiges Geschäft im Lager der Soldaten aufgebaut und sogar für die Herren gekocht, weshalb ihr Zelt/Unterstand oftmals der Mittelpunkt des Lebens in so einem Lager war.

Quelle: 8ème de ligne

Diese Damen sind besonders wichtig für meine Protagonistin. Ein wenig habe ich dabei geschummelt, denn es kommen mehr Vivandieres vor, als regulär vorgesehen für diese Anzahl Männer. Da gibt es Giselle, die sich erhofft, durch ihr gutes Aussehen einen der Offiziere auf sich aufmerksam zu machen. Da gibt es Mama Marianne, die älteste der Frauen und Witwe eines der Unteroffiziere, die mit Argusaugen über die jüngeren Frauen wacht und mit meiner Protagonistin nicht wirklich warm wird.

Besonders wichtig ist jedoch Lisette, die engste Vertraute meiner Protagonistin Constance. Sie ist recht ruhig, hat aber ein unfassbar derbes Mundwerk, säuft ordentlich mit den Soldaten, erleichtert den Versorgungswagen der Kompanie auch mal um ein paar Lebensmittel und hat dabei ein Auge auf Hyacinthe Jeandin geworfen.

Eure

Nebenfigur

Themen:

Allgemein, Das Flüstern des Löwenzahns

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