Kopfbedeckungen der Grande Armée- Teil 2

Nach einem kleinen Exkurs ins Mittelalter vergangene Woche und was das mit den Abenteuern der Grande Armée zu tun hat, geht es mit den Kopfbedeckungen der Grande Armée hier in meinem Blog „Kakao, Kuchen und Musketen“ weiter, wobei in den nächsten Wochen immer weiter Fotos dazukommen werden.

Dieses Mal soll es um den den Rosshaarhelm der Dragoner, den Zweispitz und die Lagermütze gehen.

Der Rosshaarhelm der Dragoner

Fangen wir mit dem absoluten Blickfänger an, der auch schuld daran ist, dass ich den Titel des Blogeintrags verändern musste: Der Rosshaarhelm der Dragoner. Auf dem Foto seht ihr ihn in der Offiziersausführung.

Rosshaarhelm eines Dragoneroffiziers (Quelle: A.F.)

Die Helmform nennt man „à la Minerve„, weil die römische Göttin Minerva ein ähnliches Modell auf Abbildungen trägt. Er ist aus Messing geformt, der Kinnriemen besteht aus Leder, das mit Messingschuppen besetzt ist. Wie auch bei den Kürassieren besitzt der Helm einen schwarzen Rosshaarschweif und zudem vorne eine Quaste aus schwarzem Rosshaar, in dem Reiherfedern steckten.

Das Auffälligste ist allerdings das Leopardenfell auf dem Helm, das der Uniform einen dezenten fancy 80er-Jahre-Flair verpasst :D. Anfangs trugen die Offiziere tatsächlich Seehundfell, stiegen dann nach dem Ägyptenfeldzug auf das deutlich auffälligere Leopardenfell um. Da Leoparden allerdings auch schon damals eher Mangelware waren, benutzte man Imitat aus gefärbtem Kuhfell. Für die Mannschaften wurde Leinen eingefärbt.

Ich habe mich dabei gefragt, ob der Leopard für die Franzosen oder diese Einheit dabei eine besondere Bedeutung hatte, aber offenbar war es tatsächlich einfach nur modisch der allerletzte Schrei.

Der Zweispitz

Wenn ich meine Experten frage, welches ihre bevorzugte Kopfbedeckung bei Gefechtsdarstellungen ist, dann kriege ich meistens die Antwort: der Zweispitz. Mein Mann sagt immer, dass die Soldaten damit etwas bedröppelt aussehen.

Dieser Zweispitz war die typische Kopfbedeckung der französischen Infanterie, bis zur Einführung des Tschako 1807/1808. Die leichte Infanterie hat ihn schon etwas früher verpasst bekommen. Aber natürlich heißt so eine Jahreszahl nichts. Es dauerte einige Zeit, bis alle Regimenter damit ausgerüstet waren.

Zweispitz (Quelle: A.F.)

So ein Zweispitz besteht aus schwarzem Filz, was ihn recht leicht macht. Das erste Mal kamen hier auch die Pompons in Kompaniefarben auf, die ihr schon aus dem ersten Teil des Beitrags kennt. Geschmückt war der Zweispitz von einer Kokarde. Hübsch oder?

Da ich letztes Mal meine anderen Experten beim Tragen ihrer Kopfbedeckung gezeigt habe, kommt hier das letzte Mitglied meiner Napoleonik-Taskforce mit Zweispitz (Quelle: Andreas Springer)

Besonders praktisch ist es bei dem Zweispitz, dass man ihn auf unterschiedliche Arten tragen kann, je nachdem, was dem Träger besser gefällt und welche Bewegungen er ausführen muss (z.B. mit der Muskete). Längs getragen schützt er den Nacken zudem vor der Sonne. Der Nachteil ist, dass der Zweispitz nicht wirklich bei einem Angriff schützt und sich bei Regen so richtig schön vollsaugt. Auch mit Schmutz kann er nicht ganz so gut, weshalb die Teile recht schnell ziemlich angefressen ausgesehen haben.

Die Lagermütze

Als ich meinem Mann im Dezember bei seinem Lieblingsessen in einer ruhigen Minute gesagt habe, dass wir eine Einladung zum nächsten Biwak des 8. Linienregiments bekommen haben und wir uns im Kleid bzw. er in passender Kleidung in Soldatenlager setzen werden, damit ich dort recherchieren kann, war seine Reaktion- sagen wir mal- eine sehr verhaltene Begeisterung. Sofort kam dann die Ansage: „Ich ziehe keine Kasperlemütze an!“ Das hatte sich dann recht schnell erledigt, denn in diesem Moment klingelte mein Handy und einer meiner Kontakte konnte stolz vermelden, für meinen Mann eine Lagermütze aufgetrieben zu haben 🙂 Seitdem hofft mein Mann täglich auf eine Absage der der Gefechtsdarstellung (er guckt wirklich täglich nach).

Auch ich hatte es mit den Lagermützen anfangs nicht. Sie sehen wirklich sehr gewöhnungsbedürftig für den heutigen Betrachter aus, wenn gestandene Männer (oder Kerle, die sich dafür halten) da so eine Schlafmütze anhaben. Bis ich eine ganz besondere Lagermütze gefunden habe. Diese hier oben mit der aufwändigen Stickerei, die im Besitz der Lebensgefährtin eines meiner Kontakte ist. Ist die nicht wunderschön? Als ich erfahren habe, wie viel die gekostet hat, bin ich fast umgefallen.

Eine Lagermütze (Nachbildung) des 37. Regiments (Quelle: A.F.)

Auch die Lagermütze (für Angeber Bonnet de Police) unterlag einem Wandel, ich beziehe mich jetzt aber nur auf die Zeitspanne zwischen 1791-1815.

Lagermütze mit festgestecktem Zipfel (Quelle: www.demi-brigade.de)

Eine solche Lagermütze wird, der Name sagt es schon, im Lager oder Quartier von allen Soldaten jeder Einheit getragen. Sie sie ist in der Grundform wie eine Zipfelmütze geschnitten und besteht aus Tuch und Leinen. Die Farbe entspricht immer der Grundfarbe des Uniformrocks. Oftmals wurde sie aus alten Uniformröcken genäht. Die Quaste am Zipfel hat Abzeichenfarbe, das heißt bei den Grenadieren beispielsweise rot. Bei den berittenen Truppen saß sie eine kleine Troddel.

Vorne drauf ist die Regimentsnummer gestickt, ich habe es aber auch schon gedruckt gesehen. Dieser untere Teil lässt sich bei schlechtem Wetter umklappen. Was ich spannend finde, ist, dass man die Quaste durch einen Haken mit dem Zipfel am Rest der Mütze befestigen konnte, damit er nicht so herumbaumelt (ich würde da auch ständig dran spielen). Im Laufe der nächsten Jahre änderten sich vor allem die Maße der einzelnen Zuschnittsstücke sowie die Verwendung von Borten etc.

1812 entfiel des Zipfelchen zugunsten einer Haube, sah dann aber noch ein wenig gewöhnungsbedürftiger aus.

Ein herzliches Dankeschön

Auch dieser Artikel wäre ohne die Hilfe meiner Experten nicht möglich gewesen. Ein großes Dankeschön geht daher an Andreas Fischer, der die Fotos seiner Schätze für diesen Artikel beigesteuert hat. Ein weiteres Dankeschön geht an die 22. Demi-Brigade für ihren ausführlichen Beitrag zur Lagermütze auf ihrer Webseite, an das 8. Linienregiment für ihren Beitrag zum Zweispitz und an Andreas Springer.

Lagermütze Modell ab 1812 (Quelle: www.demi-brigade.de)

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Ich versuche bei meiner Recherche stets mehrere verlässliche Quellen und die Expertise meiner Kontakte zu nutzen. Dennoch kann es natürlich zu Fehlern kommen. Dann gib mir einfach Bescheid. Ich lerne immer gerne dazu.

Hier kommt der Teil mit der Werbung

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Wie der Sturm der Ewigkeit

Liebe Grüße

Musketen

Quellen

www.demi-brigade.de

www.8eme.de

www.andreasspringer.de

Rousselot, Lucien: Die französische Armee des Ersten Kaiserreichs: Der Text des Tafelwerks in deutscher Sprache. Berlin, 2006.

Funcken, Liliane & Funcken, Fred: „Historische Uniformen- Napoleonische Zeit- 18. Jahrhundert und 19. Jahrhundert“. München 1989.

Bukhari, Emir: „Napoleon’s Dragoons and Lancers“. 23. Ausgabe. Westminster 2007.

Themen:

Kakao Kuchen und Musketen, Kakao, Kuchen & Musketen

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