Die Dragoner der Grande Armée

Die Dragoner sind eine Truppengattung der schweren Kavallerie. Woher ihr Name stammt, wie ihre sehr extravagante Uniform stammt und was es noch Wissenswertes zu den Dragonern gibt, erfahrt ihr in diesem Artikel.

„Der Drache im hohen Ufergras“ oder woher kommt die Bezeichnung „Dragoner?“

Wer mich kennt, weiß, dass ich in meinen Kapitelüberschriften immer kleine Andeutungen und Metaphern verarbeite. Meine Lieblingsüberschrift in meinem neuen Roman „Wie der Sturm der Ewigkeit“ ist dabei „Wie der Drache im hohen Ufergras“, also das Kapitel, in der die Protagonistin das erste Mal intensiver auf den Helden, einen Dragoner trifft. Aber kommt der Name „Dragoner“ wirklich von „Drache“?

Meist geht man inzwischen davon aus, dass sich der Name dieser Einheit von einer Handfeuerwaffe ableitet, die „dragon“ oder „carabine“ genannt wurde, und zu Beginn des 17. Jahrhunderts das erste Mal in Frankreich aufkam. Andere sehen eine Erklärung eher auf die gepanzerten Reiter im Gefolge des Papstes zurückführen lässt, die auf ihren Lanzen einen Drachenschild führten, der den Teufel symbolisieren sollte und die deshalb „Drachenreiter“ genannt wurden.

Foto 1: Drei Dragoner der Kaisergarde in der Völkerschlacht bei Leipzig 2013 (Quelle: Andreas Springer)

„Halb Mensch, halb Vieh…“

Die Dragoner als Truppengattung kamen Mitte des 16. Jahrhunderts auf und zeichneten sich durch ihre hohe Mobilität aus, da sie durch ihre Pferde rasch an die Front und zu wichtigen Orten der Schlacht gebracht werden konnten und dort als Infanteristen kämpften (was ihre Gegner anfangs massiv irritierte). Dadurch war auch ihre Ausbildung deutlich einfacher und weniger kostspielig, da sie ihre Pferde rein als Transportmittel nutzten und nicht wie normale Kavalleristen in Schlachten und Gefechten sicher kontrollieren mussten. Auch konnten leichtere Reitpferde verwendet werden.

Da sie ursprünglich eine Mischform aus Infanterie und Kavallerie waren, waren die Solaten häufig dem Spott ihrer Kameraden ausgesetzt, wie beispielsweise in dem Spottvers:

„Halb Mensch, halb Vieh- aufs Pferd gesetzte Infanterie“

Später wurden die Dragoner Teil der schweren Schlachtenkavallerie, was auch eine Anpassung ihrer Uniform zur Folge hatte.

Foto 2: Dragoner der Linienkavallerie, 2. Regiment, deutlich sichtbar ist das Scharlachrot an Rabatten und Rockschößen (Quelle: www.8eme.de)

Uniform

Als ich vor einiger Zeit auf den Fotos von Andreas Springer das erste Mal einen Dragoner der Kaisergarde gesehen habe, war mein erster Gedanke: „Okay, jetzt gibt es einen Gewinner auf dieser Bad-Taste-Party des französischen Uniform-Zirkusses“. Deshalb war ich anfangs auch nicht sonderlich glücklich, als sich für das Gefecht bei Lüneburg, welches ich in meinem Roman „Wie der Sturm der Ewigkeit“ beschreibe, abgezeichnet hat, dass die Kavallerie nur aus ein paar berittenen Zöllnern (Douaniers) und eben den Dragonern bestanden hat. Dann allerdings durfte ich mir bei einem befreundeten Historiker einmal eine Replik dieses Helmes ansehen und war dann doch richtig beeindruckt, welche Wirkung diese Soldaten gehabt haben müssen.

Der Helm

Dieser Eindruck entstand hauptsächlich durch den sehr auffälligen Helm, der dem der Kürassiere nicht allzu unähnlich sieht.

Die Helmform nennt man „à la Minerve„, weil die römische Göttin Minerva ein ähnliches Modell auf Abbildungen trägt. Er ist aus Messing geformt, der Kinnriemen besteht aus Leder, das mit Messingschuppen besetzt ist. Wie auch bei den Kürassieren besitzt der Helm einen schwarzen Rosshaarschweif und zudem vorne eine Quaste aus schwarzem Rosshaar, in dem Reiherfedern steckten.

Das Auffälligste ist allerdings das Leopardenfell auf dem Helm, das der Uniform einen dezenten fancy 80er-Jahre-Flair verpasst :D. Anfangs trugen die Offiziere tatsächlich Seehundfell, stiegen dann nach dem Ägyptenfeldzug auf das deutlich auffälligere Leopardenfell um. Da Leoparden allerdings auch schon damals eher Mangelware waren, benutzte man Imitat aus gefärbtem Kuhfell. Für die Mannschaften wurde Leinen eingefärbt.

Ich habe mich dabei gefragt, ob der Leopard für die Franzosen oder diese Einheit dabei eine besondere Bedeutung hatte, aber offenbar war es tatsächlich einfach nur modisch der allerletzte Schrei.

Der Uniformrock

Der Uniformrock der Dragoner wurde aus mittelgrünem Tuch gefertigt. Die Rockschöße, Rabatten, Ärmelaufschläge und der Kragen waren dabei jeweils je nach Regimentszugehörigkeit unterschiedlich gefärbt.

Das 1.-6. Regiment besaß als Abzeichenfarbe Scharlachrot, das 7.-12. Regiment Karmesinrot, das 13.-18. Rosa, das 19.- 24. Regiment Gelb und das 25.-30. Regiment Orange. Die Taschen waren bei den jeweils ersten drei Regimentern einer jeden Farbgruppe horizontal, bei den zweiten drei Regimentern vertikal angeordnet.

Dazu trugen die Dragoner schwarze, kniehohe Kürassierstiefel.

Bewaffnung

Foto 3: Dragoner der Kaisergarde bei der Völkerschlacht von Leipzig 2013 (Quelle: Andreas Springer)

Bewaffnet waren die Dragoner wie auch die Kürassiere mit einem Pallasch, einem langen Reitersäbel, und zwei Pistolen.

Unnützes Wissen

Dragoner der Kaiserin

In der Kaiserlichen Garde gab es ab 1806 ein Regiment Dragoner, die „Dragons de la Garde impériale„, welche aus den besten Soldaten der Linienkavallerie ausgewählt wurden. Da die erste Ehefrau Napoleons Joséphine de Beauharnais Regimentsinhaberin war, nannte man sie auch die Dragons de l’Impératrice (Dragoner der Kaiserin).

Einheitspferde

Als man das Dragonerregiment der kaiserlichen Garde aufstellte, wurde per Dekret bestimmt, dass die Soldaten schwarze Pferde zu reiten hatten (passt ja irgendwie auch zum Rosshaarschweif). Blöd war dann allerdings, als man feststellte, dass sich eine andere Einheit die Rappen bereits gesichert hatte, nämlich die Grenadiers à cheval de la Gardeimpériale. Also schwenkte am Ende auf Rotfüchse (wer will sich uniformtechnisch nicht mit dem Fell seines eigenen Pferdes beißen?) mit einem Stockmaß zwischen 1,52m und 1,55m um, musste dann allerdings feststellen, dass man so schnell nicht so viele Pferde dieses Aussehens zusammenbekam. Und auch in den späteren Kriegsjahren, wo Pferde allgemein Mangelware waren, war es etwas schwer, Pferde rein nach ihrem Aussehen auszuwählen.

Quellen:

Funcken, Liliane & Funcken, Fred: „Historische Uniformen- Napoleonische Zeit- 18. Jahrhundert und 19. Jahrhundert“. München 1989.

Bukhari, Emir: „Napoleon’s Dragoons and Lancers“. 23. Ausgabe. Westminster 2007.

www.8eme.de

www.andreasspringer.de

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