Die Linieninfanterie

Den größten Teil meiner Recherche macht im Augenblick die französische Linieninfanterie aus und damit ihr überhaupt erst einmal einen kurzen Überblick erhaltet, worüber ich rede, wenn ich in meinen Romanen von Füsilieren, Grenadieren und Voltigieuren spreche, gibt es dieses Mal einen kurzen Beitrag dazu in meinem Blog „Kakao, Kuchen und Musketen“.

Grenadiere im Revolutionsrock mit dem charakteristischen Zweispitz (Quelle: mit freundlicher Genehmigung der 22. Demibrigade)

Was ist die Linieninfanterie?

Zur Infanterie (früher Fußvolk), also den Truppen der Armee, die zu Fuß kämpfen, gehört der größte Teil der Soldaten. Sie bildet den Kern jeder Armee und wird durch die Kavallerie und Artillerie ergänzt. Manche Quellen (wahrscheinlich von Infanteristen geschrieben) behaupten auch, dass die Infanterie schlachtentscheidend ist, führende Kavalleristen und Artilleristen zweifeln dies stark an :).

Der Name „Linieninfanterie“ kommt daher, dass sie gerne in einer langen, mehrgliedrigen Linie, also einer geschlossenen Formation, angegriffen haben, um so ihre Feuerkraft optimal auszuschöpfen (dass das viel zu allgemein gesagt ist, vergessen wir jetzt mal kurz). Die Briten dagegen nutzten gerne eine „thin, red line“, also möglichst breit aufgestellt, mit zwei Gliedern (der nächste Rechercheexperte, der mir mit dem Spruch „echte Briten haben zwei Glieder“ *Augenzwinker, hust, Augenzwinker* kommt, gibt mir einen Schnaps aus).

Neben der Erhöhung der Feuerkraft (so eine Muskete ist nicht soooo zielgenau, wie Hollywood es uns glauben lässt), hat so eine Linie auch einen sehr moralfördernden Charakter. Nach hinten ausweichen kann man nicht so gut, falls man im Angesicht des Feines plötzlich festgestellt hat, dass Infanterist doch nicht DER Traumberuf war, man steht Ellbogen, Ellbogen mit seinen Kameraden und wird daher als Teil der Gruppe mitgerissen. Wenn einer fällt, wird sofort von hinten aufgefüllt.

Meine Romane behandeln den Zeitraum zwischen dem Ende der Französischen Revolution und dem Ende des Ersten Kaiserreichs. Das heißt, dass auch die Armee einem starken Wandel ausgesetzt war, sei es in ihrer Organisation oder ihrer Uniformierung. Aus einer Revolutionsarmee wurde im Laufe der Zeit die Grande Armée Napoleons, mit der er seine großen Siege errungen hat.

Wie ist die Linieninfanterie aufgebaut?

Zur Linieninfanterie gehören im Großen und Ganzen drei Einheiten. Die Füsiliere, die Grenadiere und die Voltigieure, wobei die beiden Letzgenannten die sogenannten Eliteeinheiten darstellen. Wer was genau macht, erkläre ich noch einmal in einem der folgenden Artikel.

Jetzt kommen die ganzen Fachbegriffe- Von Regiment, Bataillon, Kompanie und Caporalschaft

Fangen wir mit dem Regiment an. Damit kann man meist noch am meisten anfangen. Ein Regiment an sich hatte hauptsächlich administrative Zwecke und wenig Bedeutung auf dem Schlachtfeld. Es wurde von einem Colonel (Oberst) angeführt. Noch während der Zeit der französischen Könige wurden die Regimenter nach ihrem Herkunftsort bezeichnet. Später wurden sie einfach durchnummeriert.

Quelle: www.8eme.de

So ein Regiment besteht im Optimalfall aus fünf Bataillonen- vier Feldbataillone und ein Depotbataillon. Die Namen sagen schon alles: Einen ziehen ins Feld, die anderen bleiben am Regimentsstandort, am Depot und bilden neue Rekruten aus. Geführt wurde so ein Bataillon von einem Chef de Bataillon- das kann man sich auch ganz gut merken. Im Optimalfall kam man auf etwas mehr als 800 Soldaten pro Bataillon. Also nie.

Jedes Bataillon besaß sechs Kompanien, je eine Grenadier- und eine Voltigeurkompanie und vier Füsilierkompanien. Jede Kompanie wurde von einem Capitaine (Hauptmann) geführt. An seiner Seite hatte er einen Sous-Lieutenant und einen Lieutenant. Jede Kompanie besaß im Optimalfall 140 Mann.

Und damit das noch komplizierter wurde, wurde jede Kompanie in etwa sechs bis acht Caporalschaften von etwa 15 Mann geteilt, die von einem Caporal geführt wurden. Je zwei Caporalschaften fasste man zu einer Section zusammen, die dann von einem Sergenten beaufsichtigt wurden.

Und wer das nicht verstanden hat, der guckt am besten auf dieses Schaubild, denn das habe ich beim Schreiben immer neben mir liegen.

Organisation eines Bataillons in der Linieninfanterie (Quelle: http://peinturedeguerre.blogspot.de)

Links sieht man die Voltigieure (V), dann die vierte und dritte Füsilierkompanie (blau), die Fahnenträger (D), dann kommen die zweite und die erste Füsilierkompanie (blau) und die Grenadierskompanie (G). Und dahinter haben sich dann noch ein paar wichtige Leute „versteckt“. T steht für die Trommler, A ist der Chef de Bataillon und die B und C sind seine Adjutanten.

Welche Uniformen und Waffen trägt die Linieninfanterie?

Die Uniformen

Im Großen und Ganzen muss man zwischen dem Revolutionsrock und dem Westenrock unterscheiden, der etwa 1812 (vgl. Funcken, S. 194) eingeführt wurde. Zum Revolutionsrock, der nur im oberen Brustbereich geschlossen wurde und einen Teil der ebenfalls wollweißen Weste präsentierte (meine Oma hätte befürchtet, dass man sich da ganz schnell die Nierchen verkühlt hätte), wurde der Bardinrock komplett geschlossen. Somit konnte die Weste entfallen. Wie auch die verkürzten Rockschöße hatte die Veränderung hauptsächlich den Grund der Materialersprarnis.

Der Westenrock ab 1812 (Quelle: www.8eme.de)

Der Uniformrock ist- bis auf eine kurze Episode, wo den Franzosen dummerweise wegen so einer albernen Auseinandersetzung mit ihrem Erzfeind kurzfristig das Färbemittel ausging- blau, die Rabatten (das Stück Stoff auf der Brust) ist weiß. Die Knöpfe sind messingfarben. Die Hose ist wollweiß (zumindest in den ersten fünf Minuten). Dazu trägt der Infanterist anfangs einen Zweispitz, viele haben diesen noch recht lange benutzt, obwohl bereits 1806/1807 sukzessive der Tschako eingeführt wurde. Wie die einzelnen Sachen bei den Grenadieren im Detail aussahen, könnt ihr HIER noch einmal nachschauen.

Ich persönlich finde den Revolutionsrock mit Zweispitz deutlich schicker und eindrucksvoller, aber ich glaube, das ist Geschmackssache.

Dazu gab es noch einige Abweichungen, je nachdem ob man einen Grenadier, einen Füsilier oder einen Voltigeur vor sich hatte, aber dazu komme ich dann auch in den entsprechenden Artikeln, wenn es genauer um diese Einheiten gehen soll.

Die Bewaffnung

In erster Linie kämpfte ein Infanterist mit seiner Muskete. Auf diese konnte im Nahkampf ein Bajonett aufgepflanzt werden (oder man knüppelte fröhlich mit dem Musketenkolben aufeinander ein). Die Grenadiere und Voltigeure besaßen als Abzeichen ihres Elitestatus zudem noch einen kurzen Infanteriesäbel, einen Sabre Briquet. Die Teile waren hauptsächlich schön anzusehen, ich finde immer, dass sie ein nettes Gegengewicht zur Munitionstasche sind, und wurden aber selten im Kampf eingesetzt, dafür umso lieber auch mal zum Holzzertrümmern, als Grillspieß… Aber als man in Paris verlangte, dass die Eliteeinheiten das Teil rausrücken sollten, um Material und Kosten zu sparen, wurde sich da auch spontan geweigert.

Wenn sich die Chance bietet, wieder ein Foto meines alten Sabre zu präsentieren…

Hier kommt der Teil mit der Werbung

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Wie der Sturm im Frühling

Wie der Sturm der Ewigkeit

Als das Schneeglöckchen fliegen lernte

Liebe Grüße

Musketen

Quellen

Funcken, Liliane und Fred: Historische Uniformen. Napoleonische Zeit- 18. Jahrhundert und 19. Jahrhundert. S. 184ff.

http://peinturedeguerre.blogspot.de/2014/01/reigment-dinfanterie-napoleonienne-tout.html

http://demi-brigade.org/

https/www.8eme.de

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Allgemein, Biwak, Grande Armee, Historischer Roman, Kakao Kuchen und Musketen, Kakao, Kuchen & Musketen

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