Auf Instagram gibt es immer wieder kleine Aktionen, bei denen ich mich gerne beteilige. Sonntags ist das immer der Autor_innensonntag. Diese Woche ging es um die Frage, wie unser Weg zur Romanveröffentlichung aussieht. Und ich fand, das ist mal ein Thema für einen Blogbeitrag außerhalb dem ganzen Napoleonik-Kram.
Every book is a beast
Eine Autorenkollegin hat mir einmal gesagt, dass es das Besondere am Autorendasein sei, dass die Entstehung eines Buches niemals Routine werde. Jedes Mal kämpft man mit anderen Problemen. Jedes Buch ist dabei ein ganz eigenes besonderes Monster. Die einen mehr und die anderen weniger. Und dadurch wird jedes Buchbaby zu etwas ganz Besonderem und zu jedem hat man eine Verbindung.
Als das Schneeglöckchen fliegen lernte- 7 Jahre bis zur Romanveröffentlichung
Bis mein Debütroman „Als das Schneeglöcken fliegen lernte“ endlich veröffentlicht war, sind viele Jahre vergangen. Wenn ich sage, dass ich 7 Jahre daran gearbeitet habe, dann stimmt das, aber die Idee für den Roman entstand schon viiiiele Jahre früher.
Sic semper tyrannis oder Eine Schlachtfeldrundreise für meinen Helden
2002- das ist das Jahr, in dem ich ernsthaft mit dem Schreiben angefangen habe. Das weiß ich noch so genau, weil ich letztens aus einem Umzugskarton auf dem Dachboden meiner Eltern eines dieser Notizbücher gezogen habe. Damals habe ich aus Langeweile irgendein Buch aus dem Bücherregal meiner Großeltern gezogen, als ich wieder einmal einen Tag bei ihnen im Schrebergarten verbracht habe- was eine ziemlich schöne Zeit war. Zufällig war es das Buch „Der Amerikanische Bürgerkrieg in Augenzeugenberichten“.
Und ich war sofort begeistert. Die Briefe der Soldaten, die Tagebucheinträge der Menschen, die diesen Krieg, den ich bisher nur aus dem Fernsehen kannte, waren so fesselnd und berührend. Also überlegte ich, dass ich einen Roman schreiben wollte, der mindestens, also miiiiiindestens genauso gut wie „Die Erben Kains“ von John Jakes (das ist die Vorlage für die Serie „Fackeln im Sturm“) ist.
Im Mittelpunkt stand der Nordstaatenoffizier Jesse Ramseur, der ein Südstaatennest besetzt und sich in die Heldin Violaine verliebt- und weil er so ein cooler Kerl war, hat er auch alle Schlachten mitgemacht (vielleicht hat er Flugmeilen gesammelt). Egal ob den Angriff auf Fort Sumpter, Bull Run, Gettysburg, Atlanta… Der hat sich nichts entgehen lassen.
Was die Blitze in Aldenhoven mit dem Arc de Triomphe zu tun hat
Dann lag das Manuskript viele Jahre unveröffentlicht auf meinem PC. Ich habe Abitur gemacht, studiert und irgendwie habe ich immer nur ganz viel angefangen, aber nie beendet. Aber an dieses Manuskript musste ich immer wieder denken. Also habe ich es während meiner Zeit als Lehramtsanwärterin herausgekramt und überarbeitet. Aber es passte vorne und hinten nicht. Und immer wieder musste ich an das 1. Gebot des Romanschreibens denken: Schreib von Dingen, die du kennst! Und die USA kannte ich nicht. Nicht gut genug. Also hatte ich die Idee, die Romanhandlung nach Europa zu verfrachten.
Doch in welche Zeit? In den ersten Weltkrieg? Das war mein Abithema gewesen und ich hatte darüber bereits durch meine Facharbeit zum Weihnachtsfrieden viel Literatur, aber irgendwie passte das auch nicht. Und dann kam der Zufall ins Spiel.
Wir waren auf Hochzeitsreise in Paris. Im Nachhinein könnte ich mich etwas in den Popo beißen, weil ich viele Dinge dort ganz anders beobachtet hätte, wenn ich schon so auf die Napoleonik fixiert gewesen wäre. Stattdessen habe ich hauptsächlich Versailles, die Katakomben und die Macarons von xyz auseinandergenommen und war auf den Spuren meiner Lieblingsautoren Karen Swan unterwegs. Aber dann plötzlich als wir am Arc de Triomphe standen, fiel mir ein ziemlich bekannter Name ins Auge. Der Ort, durch den ich jeden Morgen auf dem Weg zu meiner Schule im Kreis Heinsberg gebrettert bin und die eine ziemlich fiese Blitze am Ortseingang haben: Aldenhoven.
Noch am gleichen Abend habe ich recherchiert, was es damit auf sich hatte. Nebenbei war ich dann so aufgeregt, dass ich vergessen hatte, es zu fotografieren. Das musste meine Schwester ein Jahr später nachholen 😀
Kürassiere aus dem Katalog und Buchtrailer
Danach lief alles endlich an. Aus dem einfachen Soldaten wurde ein Kürassier der französischen Republik im Jahr 1797. Warum Kürassier? Das lag daran, dass ich das Bild eines Kürassiers bei Wikipedia gesehen hatte und so cool fand, dass ich meinen Helden in den Kürass stecken musste. Was es mit der Truppe auf sich hat, habe ich erst danach erfahren.
Seitdem führt aber kein Weg für mich an den Kürassieren vorbei. Ich liebe ihre Uniform, ihr imposanter Anblick vor Beginn einer Schlacht, wie furchteinflößend sie ausgesehen haben müssen, wenn sie mit gestrecktem Pallasch (das ist deren Säbel) anreiten… Für die lasse ich sogar meine geliebten Grenadiere stehen, sorry 🙂 (ich bin übrigens immer noch auf der Suche nach einem Pallasch für meinen Schreibtisch, das ist wohl so ein Autorending).
Verlagert habe ich die Handlung dann ins Rheinland und dadurch habe ich mich dann richtig mit der Geschichte meiner Heimat auseinandergesetzt. Ich habe erfahren, was die Franzosen mit der Gründung Nordrhein-Westfalens zu tun haben, wer dem kleinen Korsen Napoleon anfangs das Leben schwer gemacht hat, wie französische Soldaten kämpfen und im Feld leben und das hat mich nachhaltig beeindruckt.
Als der Roman dann endlich, endlich fertig war, brauchte ich unbedingt einen Buchtrailer. Das war immer mein Traum gewesen. Dazu brauchte ich aber Fotos. Und die gab es nirgendwo lizenzfrei. Also habe ich das 8. Regiment der Linie angeschrieben. Der Rest ist Geschichte. Seitdem kann ich von der Epoche nicht mehr genug bekommen.
Wie der Sturm im Frühling- Alternatives Ende
Inzwischen ist es ja ein offenes Geheimnis, dass „Wie der Sturm im Frühling“ mein persönlichster Roman ist, weil sehr viele biografische Aspekte verarbeitet wurden. Besonders die Aussage des Endes war mir daher ein besonderes Anliegen, da die Finalszene auf ein reales Ereignis, einen Streit mit einem ehemaligen Freund anspielt und zu 90% reale Satzschnipsel dieser Person enthielt (was diese mir gestattet hatte).
Aber genau damit war ich eine Woche vor Abgabe plötzlich nicht mehr zufrieden. Meine Heldin erschien mir unmündig und wie ein Opfer der anderen Figuren. Damit hätte sie meiner Meinung nach während des ganzen Romans keine Entwicklung durchgemacht. Also wurde das Ende kurzerhand geändert und meinen Freundinnen als Testleserinnen vorgelegt. Und auch die waren der Ansicht, dass meine Heldin dieses Ende deutlich mehr verdient hätte.
Übrigens gibt es das ursprüngliche Version im Bonus-Bereich. Den Link erhalten Abonnenten meines Newsletters gratis. Dort gibt es auch noch weitere Bonus-Kapitel und entfallene Szenen.
Wie der Sturm der Ewigkeit- Von einer Katastrophe zur Nächsten
Schon als der Vorgängerroman „Wie der Sturm im Frühling“ entstanden ist, war ich mir sicher, dass es eine Buchreihe werden soll. Dass der Roman bei euch so gut ankam, hat mich in der Idee dann noch bestärkt, sodass ich das Cover superschnell in Auftrag gegeben habe. Meine Idee war, dass ich „Wie der Sturm der Ewigkeit“ passend zum Weihnachtsgeschäft herausbringen möchte. Kam dann anders und das war nur der Auftakt zu einer Reihe von Minikatastrophen.
Eigentlich fing es gut an. Ich hatte einen ziemlichen Lauf, was die Storyline anging. Der Plot stand innerhalb weniger Tage, es gab viel Recherchematerial zu sichten, aber auch das hat super gepasst. Dann beim ersten Korrekturdurchgang habe ich vier Wochen mit einer Erkältung flachgelegen, dann die die Kinder, dann wieder ich. Also verzögerte sich alles, sodass ich den Veröffentlichungstermin in den Februar legen musste.
Dann kamen die Probedrucke mit Fehlern zurück. Dann musste der Name des Antagonisten geändert werden, weil der nicht mehr passte (zwei superliebe Menschen, die mir inzwischen bei der Recherche und mit Fotos helfen, heißen so und da passte der Name für einen grausamen Mörder und Manipulanten nicht mehr).
Dann habe ich festgestellt, dass ich die Antagonisten in die falsche Einheit gepackt habe und dass nicht die Kings-German-Legion den Hof angreifen kann, sondern dass es die Russisch-Deutsche-Legion gewesen sein muss. Also mussten zwei Kapitel geändert werden.
Dann habe ich die Rechercheliteratur falsch frankiert zurückgeschickt und habe ungefähr sechszehn Männer in allen Ecken Deutschlands zur nächsten Postfiliale marschieren lassen (für weitere Tipps, wie man bleibend in Erinnerung bleibt, folgt diesem Blog!).
Aber wie sagt man so schön: Wenn die Proben und die Generalprobe eines Stücks Mist sind, muss die Premiere ein Erfolg werden. Ich hoffe es so. Zumindest einen Minierfolg kann ich schon ganz stolz vermelden: Meine Vorbestellungen habe ich im Vergleich zum Vorgängerroman verdoppelt.
Liebe Grüße