Wie läuft eigentlich die Arbeit am Spanien-Roman?

Im Augenblick arbeite ich neben dem „Gänseblümchen“ auch intensiv an dem „Spanien-Manuskript“, in dem es um eine Schlacht Napoleons bei Cadiz gehen soll. Nach dem Grenadier-Crashkurs im Dezember hat es sich zum Glück so ergeben, dass mir der liebe Herr W. als Berater zur Seite steht. Und in letzter Zeit haben so viele gefragt, wie die Zusammenarbeit aussieht, dass ich davon erzählen möchte.

Recherche und Manuskript

Wenn ich eine Szene plane, dann versorgt er mich vorher mit allerlei Hintergrundinformationen.

Er erklärt mir, wie ein Biwak aufgebaut ist, und liefert mir die Sinneseindrücke, die dort auf mich einprasseln. Oder er recherchiert zu einer Schlacht und erklärt mir detailliert den Ablauf, weil mir die ganzen militärischen Begriffe nichts sagen. Oder er hilft mir, dass die Sprache meiner Soldaten weniger idealisiert klingt. Oder er erklärt mir, welche Regeln es in der Kommunikation zwischen den Soldaten und Offizieren geherrscht haben.

Oft wartet nach der Arbeit ein ganzer Schwung mit Quellen zur Sichtung auf mich. Manchmal Fotos seiner eigenen Ausrüstung zur Verdeutlichung oder, wenn er in der Recherche nicht weiterkommt, wendet er sich an seine Kameraden im Reenactment. Und was für Schätze dort zutage kommen! Auf diesem Weg bin ich zu einer Sammlung von Soldatenliedern aus der Zeit und wahrscheinlich zu einem Soldbuch gekommen.

Dann schreibe ich die Szene und er korrigiert sie im Anschluss auf grobe Schnitzer- was manchmal recht amüsant ist und einem manchmal die ganze Szene hoppsgehen lässt.

Die perfekte Szene- also für mich

Letzte Woche hatte er diese Szene vorliegen:

Alexandre Benoit, der Wortführer in meiner Mannschaft, erhob sich schwerfällig von seinem Platz am Lagerfeuer, riss mich am Haarschopf empor und hielt mir das Messer aus seinem Essbesteck an die Kehle. „Soll ich dir das Maul stopfen, Paukersöhnchen?“

Abends im Biwak. Mein Protagonist Henry hat ordentlich mit den Drangsalierungen seiner Kameraden zu kämpfen. Der Wortführer Benoit hat die gesamte Gruppe mit seiner Aggressivität im Griff; keiner wagt gegen diesen Mann aufzumucken.

Ich hatte die Szene genau vor Augen. Benoit, ein ziemlich grober Kerl, zieht das spitze Messer, mit dem er nicht nur sein Essen schneidet, sondern auch gerne unliebsame Kameraden aufschlitzt. Was wird mein Protagonist tun? Wehrt er sich oder hat sein letztes Stündlein geschlagen?

Ich war richtig begeistert. Der Kinofilm in meinem Kopf war perfekt.

Angriff mit dem Löffel

Und dann bekomme ich Sonntagmorgen beim Frühstück dieses Foto von dem Essbesteck meines Helfer zugeschickt mit einem derart grinsenden Smiley und den Worten: „Tut mir leid, aber eine wirkliche Bedrohung geht davon nicht aus…“

Zumindest mein Mann lag lachend unter dem Tisch und ich habe fast einen Teelöffel für ein Massacker zweckentfremdet.

Liebe Grüße

Eure Jocelyn

PS: Wie immer nette Quellen für Interessierte

Die Webseiten http://www.8eme.de und http://www.demi-brigade.org

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