Zu Ihrer Linken sehen Sie die Göhrde…

Heute gibt es endlich einen neuen Beitrag zu „Kakao, Kuchen und Musketen“.

Okay, ich glaube, dass die Göhrde bei den wenigsten Menschen auf der Bucket-List für spannende Reiseziele steht. Außer man ist True-Crime-Fan und möchte den Ort, an der in den 1980er Jahren die Göhrde-Morde passiert sind und die noch immer nicht so ganz aufgeklärt sind (bei Netflix gibt es dazu übrigens eine fantastische Dokumentation), selbst sehen. Aber gerade dieser kleine, halb vergessene Flecken ist einer der wichtigsten Orte meines neuen Romans „Das Flüstern des Löwenzahns“ und daher möchte ich Euch heute dorthin mitnehmen.

Also: Heute wird es einmal weniger historisch, sondern eher eine kleine Rundfahrt.

Karte des Gefechtsfelds (Benno Bode, 1913)

Warum ausgerechnet die Göhrde? Hätte es nicht auch Mallorca sein können?

Als ich vergangenen Herbst bei Regen und mit durchgefrorenen Füßen die Gefechtsdarstellung an der Göhrde beobachtet habe, habe ich mich das allerdings gefragt. Aber man kann es sich ja nicht aussuchen.

Aber warum habe ich mir genau diesen Ort für meinen Roman ausgesucht? Wegen des oben erwähnten Gefechtes. Hier standen sich nämlich am 16. September 1813 also mitten im Befreiungskampf gegen die Herrschaft Napoleon Bonapartes die Franzosen und die Alliierten gegenüber. Diese bestanden u. a. aus der Russisch-Deutschen Legion, der Kings-German-Legion, den Lützower Freikorps und bildete ein buntes Gemisch aus allem, die dem kleinen Korsen gerne ans Leder wollten und nach dem gescheiterten Russlandfeldzug auch die Chance dazu sahen.

Jedenfalls traf man sich nach einem kurzen Waffenstillstand im Sommer und viel Umeinanderhergeschleiche im Herbst 1813 auf den Steinker Höhen nach des Ortes Göhrde aufeinander. Ein ziemlich ungleicher Kampf begann, denn die Franzosen waren deutlich unterlegen, jedoch haben sie sich ganz gut geschlagen, was auch daran lag, dass die Alliierten eine eher ausbaufähige Kommunikation untereinander betrieben haben. Das Besondere an diesem Gefecht war unter anderem der erste Einsatz der Congrevschen Raketen. Wenn du mehr über das Gefecht erfahren willst, kannst du HIER den Verlauf (aktualisierte Version geplant) nachlesen.

Dieses Gefecht fand ich in seinem Zustandekommen und seinem dramatischen Ausgang so spannend, dass ich darüber einen Roman schreiben wollte.

Wo spielt der Roman?

Neben anderen kleineren Handlungsorten nahe Hamburg spielt ein großer Teil des Romans am Tag der Schlacht auf besagten Steinker Höhen. Was ist das also für ein Ort?

Heutiger Staatsforst Göhrde

Quelle: wikipedia

Das Schlachtfeld erstreckte sich natürlich nicht über ein kleines Feld, wie man es sich manchmal vorstellt, sondern lag zwischen den Dörfern Oldendorf an der Göhrde und Göhrde. Damals war die Bewaldung jedoch deutlich weniger fortgeschritten, als dies heute der Fall ist. Heute bedeckt ein Mischwald aus Rotbuchen, Waldkiefern, Fichten und Eichen das Gebiet.

Auch die Straße, die sich zwischen den Orten entlangschlängelt, lag damals noch tiefer, als die heutige Bundesstraße.

Sehenswürdigkeiten

Schlachtdenkmal, Massengräber etc.

Bei dem Denkmal zur Göhrdeschlacht hat man sich etwas ganz Rustikales ausgesucht und es besticht durch seine künstlerische Finesse (Ironie Ende). Nein, das Denkmal, gestiftet von König Ernst August von Hannover im Jahr 1839 besteht aus einem behauenen Findling etwas abseits der Bundesstraße. Ein eher unscheinbarer Waldweg führt zu dem Denkmal, welches auf zwei Plateaus ruht, hinauf. Ursprünglich war das Monument nicht von dichtem Wald umgeben, sondern überragte auf seiner kahlen Anhöhe flankiert von schweren Kanonen und umgeben von Eisenketten die Umgebung.

In seiner Nähe befindet sich etwa 200 Meter entfernt ein Massengrab, in welchem etwa eintausend Gefallene ihre letzte Ruhe fanden. Dieses wurde 1985 wiederentdeckt und mit einem Gedenkstein markiert. Der ist übrigens genauso zauberhaft und detailliert ausgearbeitet wie das große Denkmal (ich glaube, wenn ich so weiter mache, bekomme ich Gefechts-Hausverbot).

Göhrdeschloss

Dieses kleine Jagdschloss ist der wohl auffälligste Bau in der näheren Umgebung zum Schlachtfeld. Der Ursprung des Schlosses liegt im ausgehenden 16. Jahrhundert; im Jahr 1706 beschloss Kurfürst Georg Ludwig von Hannover, dass er eine etwas stilsicherere Immobilie benötigte und ließ sich innerhalb von drei Jahren einen barocken Prunkbau mit zwei Seitenflügeln, zwei Etagen und zahlreichen Wirtschaftsgebäuden errichten, darunter auch einem Marstall mit Platz für 500 Pferde. Das Schloss diente dabei besonders für die ausgedehnten Jagden, denn die Göhrde war für ihre große und vielfältige Anzahl von Dam-, Schwarz- und Rotwild bekannt und beliebt.

Das Göhrdeschloss (Quelle: Axel Hindemith)

Aber wie das so ist: Kurfürst Georg Ludwig wurde bereits 1714 in Personalunion auch noch König von England und zog natürlich auf die Insel. Und natürlich fährt man dann nicht einmal eben zum Jagen rüber an die Göhrde. Also reduzierten sich die Jagden und Gesellschaften. Ab 1762 versuchte ein Georg III dann, das Jagdrecht zu verpachten, was aber nicht so richtig gelang. Den letzten Höhepunkt in seiner Nutzung erhielt es dann, als Königin Mathilde von Dänemark, die von ihrem sympathischen Gatten Christian VII nach einer klitzekleinen Affäre mit dem königlichen Leibarzt Johann Friedrich Struensee verbannt worden war (dazu gibt es diesen absolut sehenswerten Film), auf ihrer Reise nach Celle im Göhrdeschloss Halt machte.

Danach setzte der Verfall ein. Teile des Schlosses wurden abgebrochen und heute stehen nur noch wenige Wirtschaftsgebäude, aber auch diese verwahrlosen zunehmend.

Gefechtsdarstellung

Die Gefechtsdarstellung findet jedes zweite Jahr im September nahe des Denkmals auf einer Wiese statt. Das Biwak ist klein und überschaubar, wenn nicht gerade eine Parallelveranstaltung in Landin ist, kann man die Kings-German-Legion, grün wie rot, in einer beeindruckenden Zahl beobachten und auch viele Lützower Jäger sind zu sehen. Das Besondere ist auch hier die Nachstellung des Einsatzes des Congrevschen Raketen, die genauso wenig zielsicher sind wie damals. Auch hierzu gib es von mir bereits einen kleinen Bericht.

Quelle: Axel Hindemith

Hier kommt der Teil mit der Werbung

Dir hat der Artikel gefallen? Vielleicht sind meine Romane etwas für Dich? Leseproben, Klappentexte und Buchtrailer findest Du HIER

Meine Romane sind als Taschenbücher überall im Buchhandel und als E-Books überall im Buchhandel erhältlich. Signierte Taschenbuch-Exemplare kannst Du per E-Mail ganz einfach und ohne Aufpreis bestellen.

Liebe Grüße

Musketen

Quellen:

Staatsforst Göhrde

https://de.wikipedia.org/wiki/Staatsforst_G%C3%B6hrde (letzter Zugriff: 02.11.2022)

Marc Bastet: Die Schlacht an der Göhrde – 1813. Merlin-Verlag, Gifkendorf 2007, ISBN 978-3-87536-258-9.

Frank Bauer, Göhrde 16. September 1813 (Kleine Reihe Geschichte der Befreiungskriege 1813–1815), Heft 23, Potsdam 2008.

Benno Bode: Die Schlacht bei der Göhrde, 16. September 1813. Ein Heimatbuch und eine Festgabe, dem Hannoverlande, besonders den Göhrde-Gemeinden (Kreise Bleckede, Dannenberg, Uelzen) und den Göhrde-Regimentern (Dragoner-Regt. Nr. 9, Feldartillerie-Regt. Nr. 10) zum Jubelfeste 1913 dargereicht. Geibel, Hannover 1913.

Themen:

Allgemein, Das Flüstern des Löwenzahns, Göhrdeschlacht, Kakao Kuchen und Musketen, Kakao, Kuchen & Musketen

Teilen: